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Alt 14.02.2003, 22:09
Gast
 
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Standard Forum für Angehörige UND Betroffene

Hallo an alle,

seit Anfang Februar sind so viele Beiträge neu; ich konnte sie noch nicht mit Ruhe lesen.

Meine Mutter ist immer noch im Offenbacher Krankenhaus und es wird für meinen Vater zunehmend schwerer hinzugehen. Allein durch das wissen, dass sie nie mehr wie früher leben wird, wenn überhaupt noch einmal außerhalb des Krankenhauses, hat ihre schon immer vorhandene Veranlagung zu Angstzuständen stark explodieren lassen. Sie darf sich nach wie vor nur in die Senkrechte begeben, wenn sie das Korsett für Rücken und Hals trägt. Der Tumor direkt an der Wirbelsäule wurde von innen bestrahlt. Die erste Chemo hat auch schon stattgefunden.

Mittlerweile geht sie abends nicht ins Bett, hat Angst vor der Hilflosigkeit, wenn sie das Korsett abgelegt hat. Allein kann sie es nicht anziehen und die Schwestern stehen auch nicht eine Minute, nachdem sie gedrückt hat, neben dem Bett. Sie hat praktisch zwei Nächte nicht geschlafen.

Was wir jetzt beim eingehenden Betrachten der Medikamente zufällig gesehen haben, ist, dass das Schilddrüsenmedikament, dass sie schon früher einnahm (75) mittlerweile von der Klinik auf 125 erhöht wurde, angeblich in Abstimmung mit den Blutwerten, die in letzter Zeit gemessen wurden. Dass sie aber die Schilddrüse entfernt bekommen hat, war dort unbekannt. Eigentlich müsste doch erst einmal mit dem Patienten oder dessen Angehörigen Rücksprache gehalten werden bei solch einer Veränderung, oder? Ich weiß nicht mehr was muss und was muss nicht. Aber dass solche Angstzustände durch Schilddrüsenfehlfunktion entstehen können, habe ich schon gelesen.

Hinzu kommt, dass meine Mutter auch aufgrund der starken Schmerzmittel nicht ganz klar denken kann. sie tut sachen, von denen sie hinterher nicht weiß, warum. Oder sie erzählt Sachen und verliegt mitten im Sprechen den Faden.

Außerdem wird sie zunehmend rechthaberisch und bockig. Man hat den Eindruck, dass die zeitweise Gegenwart von Besuch nicht mehr aussreicht. Wenn mein Vater geht, sei es um 17.00 Uhr, wenn sie um 11.oo Uhr morgens angerufen hat und gebeten hat, dass er kommt, weil es ganz schlimm wäre, sei es um 19.30 Uhr (seit 13.00 Uhr), klammert sie, wird noch nervöser und unruhiger, auch teilweise und gerecht und vorwurfsvoll ob des nahenden Abschieds.

Da ich einen kleinen Sohn habe (5 Jahre) und ihn im Moment auf keinen Fall ins Krankenhaus mitnehmen will, komme ich nur am Wochenende zu Besuch, rufe aber jeden Abend an. Es ist jedesmal ähnlich: Einziges Thema ist "Wie bringe ich die Nacht rum?" Sie könne nicht ins Bett. Mit Korsett sei es zu unbequem, ohne könne sie nicht allein aufstehen.

Die Schwestern lassen sie bis mitten in der Nacht so sitzen und schauen immer mal nach ihr, weil sie sich weigert, ins Bett zu gehen. Den Beruhigungstrunk, der für diese Angstfälle auf ihren Tisch steht, fasst sie nicht an, den braucht sie dort stehend, hält sich daran fest, dass sie ihn im Notfall trinken könnte. Wann ist denn bitteschön der Notfall, wenn nicht mitten in der Nacht? Eine Diskussion ist müßig, es läuft immer wieder auf die Frage hinaus "Wie bringe ich die Nacht rum?".

Wir wissen nicht mehr, was wir noch tun können. Es sieht so aus, aus, als würde sie dort verwaltet, aber nicht betreut.

Ich will auch nicht ausschließen, dass sie der einen oder anderen Schwester auf den Keks geht; sie tut nicht immer verständliche Dinge.

Dann kommt auch hin und wiede die Wut durch "Ihr dürft gehen, ich will auch hier raus"

Was können wir tun? Ich habe nicht das gefühl, dass sie dort gut aufghoben ist.

Es grüßt Euch
KarinM
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