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Alt 13.07.2006, 20:13
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gabi04 gabi04 ist offline
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Registriert seit: 29.01.2006
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Standard AW: Diagnose Kleinzelliges Bronchialkarzinom meiner Mutter

Hallo, Sonnenschein und alle, die hier geschrieben haben,

seit Ende letzten Jahres bin ich ständig im Internet wegen Infos unterwegs.

Meine Mama hatte Ende Nov. 05 auch die Diagnose "Kleinzeller", im Mai hatte sie Ihren 75ten Geburtstag.

Das Brutale für meine Mama war, dass es Ihr "eigentlich" nicht schlecht ging, "nur ein Husteninfekt", der erst zurückging, und dann wiederkam, brachte die Ärztin auf die Idee, die Lunge zu röntgen...

Meine Mam ist eine lebenslustige Frau, die vom Typ mind. 10 Jahre jünger wirkt und mit der es Spaß macht, "Pferde zu stehlen".

Am Anfang habe ich Ihr einen Ordner für die div. Unterlagen und Diagnosen gegeben, auf dem steht:

Ich krieg Dich, DU MICH NICHT.... und sie hat sich durch die Chemo gekämpft, (und mir gesagt, dass immer, wenn sie mal nen Tiefpunkt hatte, sie an diesen Satz gedacht hat, ) an deren Ende Ende März 06 tatsächlich stand: im Moment nichts mehr aufzufinden....

Das beim MRT Anfang Februar 2006 (genauer als CT) des KOPFES stand... "nichts, was definitiv auf Metastasierung hinweist, aber da ist etwas, das regelmäßig kontrolliert werden muss..." hat meine Kleine nicht an sich herangelassen, ich mir aber gemerkt.

Ende April 06 war ich mit ihr beim behandelnden Onkologen und wollte eine Überweisung zum neuen MRT mit dem Hinweis auf dieses "muss beobachtet werden", den Termin hatte ich schon für 2 1/2 Wochen später vorsichtshalber besorgt...
Er fragte dann, ob meine Mama denn Kopfschmerzen o.ä. hätte, sie sagte LEIDER nein, das sie das bischen Kopfweh und ab und das leichte Taumeln auf Ihre Schwäche nach der Chemo zurückführte. Auch hatten wir erzählt, dass meine Mam am 26.4.06 gestürzt ist und sich 3 Rippen gebrochen hatte.

Er meinte dann, nein, so eine Untersuchung macht man dann nur, wenn es Anhaltspunkte gibt.... Toll, also wir hätten ca. 14.5.06 einen MRT-Termin (die bekanntlich schwer zeitnah zu bekommen sind) gehabt, den Mama dann abgesagt hat.

So, und nach dem Mama es ansich weiterhin Klasse und bergauf ging, trat mal kurz eine Pause ein.

Dann fing meine Mam, die ansich ohnehin eine ziemlich resolute Person ist, uns aber alle, auch meinen Papa, ziemlich zu traktieren, nach dem Motto "nur keinen Streit vermeiden".

Das kam mir, nach dem, was ich so bisher gelesen hatte über Wesensänderungen bei Hirnmetastasen (eine der häufigsten Folgen beim Kleinzeller, hat der Lungenarzt gesagt), doch alarmierend vor, sodass ich beim nächsten Termin am 23.6.06 beim Onkologen auf ein Nachgehen des "muss beobachtet werden" bestand.

Überweisung gabs "nur" fürs CT, Kopf + Thorax, bei dem ich nicht dabei war, da wir für den 4.7.06 den Befundbesprechungstermin beim Onkologen hatten.

Der Radiologe ist im gleichen Ärztehaus und meine Mutter wurde nach dem CT zum Onkol. hochgeschicht, sie solle dort warten. Sie hat dann meinen Papa noch hochtelefoniert und dann kam der Befund...

4 Hirnmetastasen, einer davon 1,6x1,7cm, 4 weitere im Millimeterbereich! Und das beim ungenaueren CT!

Sie hat am gleichen Tag Dexa CT 4mg 3x täglich verordnet bekommen.

So eine Schei......, mind. 5-6 Wochen verloren! Und für meine Eltern kam die Diagnose "aus heiterem Himmel", ich hatte sie allerdings durch meine Recherchen geahnt!

Als meine Mam mit der Chemo durch war, hab ich gesagt, dass ich mit Ihnen verreisen will, am Besten dorthin, wo wir als ich (Einzel-) Kind war, nach Fehmarn, und wenigstens für 1 Woche..

Es war neben diesem ganzen Obermist trotzdem eine wunderbare Fügung, dass ich vor der Hirmetastasen-Diagnose bereits für 6.7. bis 13.7. 06 eine Ferienwohnung auf Fehmarn gebucht hatte.

Vorhin bin ich min meinen Beiden zurückgekommen; es war unvergeßlich, wie meine Mam und auch mein Paps die Fürsorge und die gemeinsame Zeit genossen haben.

Eigentlich wollten wir noch 2 Tage dranhängen, aber plötzlich wollte sie nach Hause, unbedingt mein schwarzes Kostüm nähen und noch dies und das erledigen.

Es zerreißt mir das Herz, nach all dem, was sie an Hoffnung in sich trägt und trug.

Ich weiss, was jetzt bei der Ganzhirmbestrahlung ab 26.7.06 10x (vorher kein Platz frei bei Prof. Fiegler im Vivantes Berlin-Spandau) alles mit ihr passieren kann und ein wenig habe ich sie auf Appetit- und Lustlosig- und Müdigkeit, wieder Haarausfall und "Konzentrationsstörungen" vorbereitet...

Habe Ihr beim Essen immer zugeredet, nicht auf die Kalorien zu achten, denn sie braucht jedes Kilo für die sehr wahrscheinliche Zeit der Appetitlosigkeit.... und sie hat von da an alles mit einem Genuss gegessen, dass es wunderbar bar mit anzusehen!

Ihr Lieben... verzeiht den einen oder anderen Schreibfehler, ich bin einfach fertig und doch glücklich, dass wir diese Zeit miteinander gehabt haben..

Ich werde die nächsten Tage mit Ihr und dann auch gleich für meinen Papa (77) die Patientenverfügung machen (müssen).

Jetzt suche ich nach Hinweisen im Net, dass erbitux auch bei Hirnmetasen des Kleinzellers gegeben wird.

Wer also diesbezügliche Hinweise hat, bin ich dankbar für jede Info.

Also Ihr Lieben, lasst Euch nicht unterkriegen, steht Euren Eltern bzw. Angehörigen / Freunden in dieser Situation einfach bei Seite, besonders auch bei den Ärzten, und schenkt Ihnen (kleine) Freuden und Eure Zuneigung und, wenn es Euch möglich ist, Eure Zeit.

Wie ich selbst jetzt erfahren habe, tut Euch das selbst sehr gut, und diese Kraft braucht man dann auch, weil für diese Freude, die man geben kann, erfährt man auch viel über sich selbst.

Da ich jetzt wieder aus dem Heulen nicht rauskomme, hör ich jetzt schnell auf!
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Herzlichst aus Berlin Gabi
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Mutter 75, Kleinzelliges kBC Diagn. 2005-11,
Diagn. 2006-06-29Hirnmetastasen, kBC kein neuer Befund.
2006-09-25 kBC wieder da, 4 Herde, einer 3,7x3,3cm;Hirnmetas weg.
Jetzt Pflegestufe III, kann nur noch liegen und sich nicht mehr selbst im Bett bewegen, mein Paps und ich pflegen sie allein zuhause.
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16.10.2006, 16:55 Uhr MEINE MAMA ist gestorben!
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