Thema: Stammtisch
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Alt 21.07.2006, 12:54
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rowa rowa ist offline
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Standard AW: Stammtisch

hallo Shalom,

irgendwie denkt man, man ist nicht normal, das Leben ist nicht normal, nicht für einen Trauernden. Für das Umfeld ist das leben normal, aber wir sind in einem Ausnahmezustand, deshalb reagieren wir anders und tun wir anders als erwartet. Danke für Deine leiben Worte, die sind wie Medizin für meine kranke und trauernde Seele. Du bist das lebende Beispiel dass das Leben weiter geht, weiter gehen muß.
Ich hatte gerade vor einer Std. ein Erlebnis in der Autowerkstatt, wo mein Mann immer das Auto zur Wartung hatte, nun mußte ich mit dem Auto hin, jeder kannte uns da und sie wissen auch über meine Situation bescheid. Jedenfalls wünschten sie mir ein schönes Wochendende (wie man sich das normaler weise gegenseitig wünscht). Ich dagegen, anstatt ich mich dafür bedanke und ihnen das gleiche wünsche, was sage ich? "Ja! ein schönes We, was für ein WE wenn man alleine ist" und bin gegangen. Hinterher habe ich ein schlechtes Gewissen bekommen und habe dort angerufen und mich für meinen blöden Abgang entschuldigt. Wie es sich herausgestellt hat, hat auch die Dame an der Annahme sich anschließend ein schlechtes gewissen bekommen und sich gedanken gemacht, wie schnell Worte gesagt sind, ohne sich über die Tragweite in Klaren zu sein. Sie sagte selbst, dass wirklich nur jemand mitfühlen kann, der selbst betroffen und die Erfahrung gemacht hat. Sie hat es ja lieb gemeint. Aber da sieht man doch , dass wir im Moment in einer Welt zu leben scheinen. Hoffentlich normalisiert sich das irgendwann einmal.

Wie ich lese, hast Du Dich schnell von den meisten Sachen Deiner Frau getrennt? Nun sehe ich auch, dass doch jeder anders mit dem Verlust und der Trauer um einen geliebten Menschen umgeht. Ich entscheide mich nicht für die schnelle Entsorgung, ich bringe das nicht übers Herz. Vielleicht denke ich in einem Jahr anders darüber.



Hallo liebe Anemone,

ich versuche ständig was zu Ende zubringen, zu erledigen. Immer unter dem Motto, wer zum Stillstand kommt, der heult, der trauert. Ich möchte mich ablenken, das gelingt mir meistens auch, aber abends holt mich die Trauer wieder ein und schlägt erbarmungslos zu, dann kommt alles raus, was sich aufgestaut hat. Wenn mein Sohn mich dann so sieht, flieht er, haut er ab.

Und zu Deinem Beitrag mit Deiner Bekannten: ich merke es auch an mir, vielleicht sind wir zu empfindlich was Bemerkungen an betrifft, sind schneller verletzbar, legen vielleicht jedes Wort auf die Goldwaage. Ist mir doch vorhin in der Autowerkstatt auch so passiert. Ich sage mir dann, so ungefähr: Verzeich ihnen, wenn sie wissen nicht was sie sagen. Vielleicht bin ich (aus den Augen der anderen gesehen) auch unausstehlich geworden. Ich habe mich bestimmt verändert, ob nun positiv oder negativ mag ich nicht zu sagen. Vielleicht sogar mehr zu negativen, ist bestimmt auf meinen schlechten Gemütszustand zurück zuführen.

So ich fahre jetzt wieder in meinen Garten (ca 50km weg), vorher gehe ich noch zu meinem Schatz, lege ihm einen neuen Brief hin und gieße die Blümchen und hoffe, dass die Piepmätze noch auf dem Grabstein sitzen.

Ich wünsche allen ein schönes WE. ....Und bitte keine schlechtes Gewissen gekommen, diesmal NICHT.... (habe es wirklich herzlich gemeint)

Rowa
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