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Alt 28.07.2006, 01:50
Mikka Mikka ist offline
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Registriert seit: 28.07.2006
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Hi.
Ich hatte heute ein sehr langes Gespräch mit meiner Mutter und ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich mir einfach mal n paar Dinge von der Seele reden muss und da habe ich euch nun als meine Opfer auserkoren
Aber erst mal zu mir und meiner Geschichte:

Ich bin 17 Jahre alt und mein Vater hat einen Rippenfellkrebs im Stadium 3 (manche wissen wahrscheinlich leider was das bedeutet).
Vor 3 Jahren kam die Diagnose und es wurde ihm ein Lungenflügel entfernt, eine OP, die man bei diesem Stadium des Krebses eigentlich gar nicht mehr durchführt. Es ging immer weiter aufwärts und dann kam eine Lungenentzündung und mein Papa musste für 2 Wochen ins künstliche Koma und es stand alles sehr auf der Kippe. In dieser Zeit waren meine beiden Halbgeschwister (beide ca 20 Jahre älter als ich) bei uns zu Besuch und meine Mama blieb im Krankenhaus, über eine Zugstunde entfernt. In dieser Zeit hatte ich meinen ersten Zusammenbruch...
Mein Vater erholte sich immer mehr und konnte auch bald wieder laufen. Im April diesen Jahres wollten meine Eltern in Urlaub fliegen, aber meinem Vater ging es auf einmal wieder etwas schlechter. Ich habe meine Eltern gedrängt, dass er sich noch einmal untersuchen lässt, bevor sie in Urlaub fliegen und dann kam der Schock:
Der Krebs hatte den verbliebenen Lungenflügel befallen.
Mein Vater hat daraufhin eine Chemo angefangen, die er auch ziemlich gut verkraftet, er ist nur ziemlich dünn (69kg bei 1,95m) und braucht nun eine zusätzliche Ernährung.
Ich hab in der Schule nichts mehr auf die Reihe bekommen und mich schließlich entschlossen, zu einer Psychologin zu gehen. Das hat anfangs auch geholfen, mittlerweile habe ich die Therapie aber abgebrochen.
Weshalb ich eigentlich dazu gekommen bin, hier etwas zu schreiben, ist ein Gespräch, was ich heute mit meiner Mutter hatte.
Mein Vater weiß über seine Krankheit seeeehr viel weniger als meine Mutter oder ich und er will es auch nicht wissen. Das hat leider zur Folge, dass er bei ärztlichen Diagnosen immer sehr andere Sachen hört als wir und wir uns nicht trauen, ihm zu sagen, was Sache ist.
Mittlerweile rede ich eigentlich gar nicht mehr mit meinem Vater und wenn, dann streiten wir eigentlich nur noch. Wie soll ich auch mit ihm reden, wenn ich ihm nicht sagen kann, WAS mir so zu schaffen macht???
Er ist über die eigentliche "Lebenserwartung" nun schon drüber und es ist sehr wahrscheinlich, dass er mein Abi nicht mehr miterleben wird.
Ich habe mich von meinen Freunden gefühlsmäßig ziemlich distanziert, weil ich gemerkt habe, wie wenig sie mich verstehen können und wie wenig sie sich mit dem Thema Krebs und Tod befassen möchten.
Ich komme einfach nicht mehr klar und weiß nicht, was ich nun tun soll. Ich bin mittlerweile so weit, dass ich mich in eine Mischung aus Bulimie und Hungern geflüchtet habe, was ich meiner Mutter heute gebeichtet habe.

Ich habe vor kurzem jemanden kennen gelernt, dessen Mutter auch Krebs hat, und in ihm die erste Person gefunden mit der ich unbefangen reden kann und wo ich das Gefühl habe, verstanden zu werden.

Deswegen kam ich überhaupt auf die Idee, mich bei diesem Forum anzumelden.
Es tut mir leid, dass ich sooo viel geschrieben habe, aber ich bin sicher, ihr versteht das.

Eure Mara