AW: Für mich ist es nicht so schlimm????
hallöchen an alle,
hab lange mit mir selber gekämpft , ob ich mich nochmal rauswage und was schreibe. hab mich dazu entschlossen , weil es nicht vordergründig um mich , sondern um jemand geht , der mir nahesteht.
drea01 schreibt :...von der älteren Generation anhören, dass es bei mir ja nicht so schlimm ist , weil ich noch jung bin. Ich könnte mir ja einen "Neuen" suchen und ein normales Leben führen. Sie dagegen hätten es viel schwerer..
....Haben die noch alle Tassen im Schrank????
Eine Psychologin, der ich das erzählt habe, war total entsetzt. Sowas hatte sie noch nie gehört....
frage : wie alt ist die psychologin ?
kann es sein , daß die frage nicht verletztend, sondern neidisch von der "älteren" generation kommt ?
schnitt.
berufsmäßig habe ich immer mal wieder das problem , was macht ein 20- jähriger nach einer querschnittslähmung im rollstuhl.
er fühlt sich überflüssig. will nicht mehr. aber nach einer gewissen zeit will er nicht mehr von irgendeiner rente in den tag leben , er will selber für sich aktiv werden. keiner sagt , er hat nur noch paar jahre , dann ist eh vorbei. nein , er wird im rollstuhl leben müssen.
er muß und will sich wieder als mitglied der gemeinschaft , der gesellschaft fühlen. er lernt um , findet eine möglichkeit selber geld zu verdienen, gründet eine familie. selten nutzt so ein betroffener es aus , von früh bis abend computer zu spielen , sich von anderen versorgen und aushalten zu lassen.
( das es manchmal nicht anders geht auf grund der schwere der erkrankung ist wohl jedem klar)
er ist unzufrieden mit seiner körperlichen verfassung, er will nicht 40 jahre computer spielen.
schnitt.
opa ist 78. sitzt wegen krankheit plötzlich im rollstuhl. wer ist jetzt der meinung , er muß umschulen ? wer ist jetzt der meinung, dieser alte herr muß was tun , um im leben weiter zu kommen ?
das ihm sein leben so angenehm wie möglich gemacht wird , steht wohl außer frage. doch fragt ihn selbst , ob er jetzt noch irgendwas SELBER machen will, um seine funktion in der gesellschaft, in seinem leben anders zu machen. er wird zufrieden sein , es hätte schlimmer kommen können.
der junge braucht eine weile , um sich klar zu werden , das er weiterleben muß , will, und nicht so , wie es alle welt erwartet, sitzend , still im rollstuhl.
das geht nicht sofort, der schock muß verarbeitet werden.er will noch was von seinem leben, selbstbestimmend über seine noch lange zukunft.er will selber sich nicht seinem schicksal ergeben.
der alte braucht eine weile , bis er die hilfe anderer akzeptiert, war er doch bis dahin völlig unabhängig. er akzeptiert schließlich auch, es ist besser , es zu zu haben, nicht mehr alles alleine zu können. um es auf die spitze zu treiben , ergibt er sich seinem schicksal.
frage an alle: das trauertier, soll es bestimmend sein im leben ?
wo ist die grenze im alter , wo man sagt , ich ergebe mich dem nicht , sondern ich will und habe das recht auf eine zweite chanche ?
ich denke , die hat jeder.
der unterschied ist nur, mit 40 ist die chanche für eine neuanfang größer , als mit 85.
wer sagt dann , außer jeder für sich selber, das recht auf diese chanche schlage ich von vornherein aus ?
neu anzufangen heißt nicht vergessen .
neu anzufangen heißt weiter sich dem leben zu stellen.
dies ist wohl das schwierigste, nicht zu erstarren , sondern zu akzeptieren , daß das leben weitergeht.
wer jedoch dies nicht selber erkennt, glaubt auch keinem älteren.
diese erkenntnis muß in einem selber reifen.
verurteilt also nicht die , die diese erkenntnis nicht haben , genausowenig wie die, die diese erkenntnis schon erlangt haben.
warum die dinge passieren , wie sie passieren, werden wir nie ergründen können.
zu akzeptieren , das sie so sind , wie sie sind , können wir alle lernen.
LG Gaertner
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Jede Lebensphase hat ihren eigenen Wert
und ihr eigenes Glück.
daraus das Beste zu machen
ist der Schlüssel zur Zufriedenheit.
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