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Alt 17.08.2006, 14:55
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Peggy Peggy ist offline
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Registriert seit: 25.03.2004
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Standard AW: Nicht Kleinzelliges Bronchialkarzinom

hallo michaela,

erschreckend und wir können sie einfach nicht verklagen, die götter in weiß.
zumindestens erreicht man meist nicht viel oder es ist teuer und der lange atem fehlt. oft jedenfalls ist es recht sinnlos.

als es bei meinem mann begann hatte er zunehmende schmerzen im rücken und mein uwe war durch und durch ein arbeiter, arztgänge gehörten ganz sicher nicht dazu. sein chef drängte permanent auf überstunden. als uwe dann begann sich vor schmerzen zu krümmen, lies ich nicht locker und scheuchte ihn zunächst einmal zu unseren hausarzt. der stellte alles mögliche fest aber leider nicht das richtige. dann fing sein augenlid an zu hängen ( hornersyndrom ) weil der tumor schon längst auf nerven und muskulatur im rücken drückte. uwe bekam ständig schmerzspritzen in die brust was auch einige stunden wirkte und er ruhe bekam. aber es wurde nicht besser und so drängte ich bei unserem arzt auf das röntgen. das wurde auch gemacht und wir bekamen als diagnose, uwe hat glasknochen. auch ein schock für einen monteur aber geglaubt habe ich es von anfang an nicht und drängte auf eine ct oder kernspin. oh.. da wurde uns mitgeteilt, da streikt das budget unseres hausarztes und genau bei dieser aussage bin ich ich das erste mal völlig ausgklinkt, uwe kam sich vor wie ein teil was auggewechselt werden soll und ich glaubte meinen ohren nicht.

nun kam der ct termin und ich war wie immer bei ihm und in der zwischenzeit viel er ständig um, wo er ging und stand viel er ohne voranmeldung um. das machte mir die meisten sorgen. nach der ct wurden wir gebeten zu warten, denn man hatte was gesehen und somit folgte sofort die kernspin. zur auswertung im anschluß wollte ich nicht glauben was der arzt sagte und er sagte so ganz nebenbei, .... der womögliche tumor ist nicht operabel, der liegt um alle nerven, muskeln und sehnen im rücken herum, das op ihnen keiner. boh dachte ich, was für ein hammer. uwe bekam sofort eine einweisung in die klinik, welche wir erst einmal zur seite rückten und nach berlin fuhren ( 750 km ) zu unserem schwager, der ebenfalls chirurg ist und zeigten ihm die bilder. nun was er uns sagte war auch nicht besser aber dafür netter formuliert. auch er sagte, wenn der tumor nicht zu stoppen ist, wird bei uwe in kürze die arme und der kopf nicht mehr mit blut versorgt weil der tumor alles abdrückt und was dann passieren wird liegt ja auf der hand. dann kam der satz des jahres und der lautete: hätte man eher eine ct gemacht, hätte man noch op können. ist das nicht absolut lächerlich und auch noch makaber?

zwei tage später fuhren wir in die klinik wo uwe stationär aufgenommen wurde zur gewebeprobe. da wurde uns schon mitgeteilt, dass er den eingriff durch diese aussetzer schon nicht überleben könnte. die betonung liegt auf könnte. uwe fragte mich an diesem tag ob ich ihn heiraten möchte und ich bat um eine kurze bedenkzeit, lies mir von dem arzt alles erklären und am nächsten mittag haben wir in der kinik geheiratet. dabei schwor ich ihn, ich werde dir das leben retten, ich wußte zwar nicht wie aber ich wußte das ich es tun würde, denn uwe ist die absolute liebe meines lebens und wir waren zu diesem zeitpunkt erst 6 monate zusammen.

als die auswertung kam hieß es, lungenkrebs, außenliegend, nicht op, t4, und....man staune, nebennierenmetastasen. alles nette worte aber was heißt das und was ist das? hm, dann kam der satz der uns beide völlig lähmte, ja herr boschinski, machen sie mal noch einen schönen urlaub denn ihr überlebenszeitraum ist zwischen 6 wochen und 6 monaten, wenn überhaupt. man höre, mein mann war zu diesem zeitpunkt 36 jahre alt. nun ab dieser aussage ging erst einmal nichts mehr bei uns beiden, völlig am ende. ich konnte nicht fassen was dieser dämliche arzt da gerade gesagt hat. nun ich weinte pausenlos und konnte mich nicht beruhigen, da sagte der blödmann, ich überweise sie mal zum onkologen. zu dem zeitpunkt wußte ich garnicht was ein onkologe ist. dann ging alles ganz schnell denn uwe seine ausraster wurden auch immer schlimmer. wir sahsen vor unseren doci ( onkologe ) und ich war nur am weinen, wir erzählten ihm alles und da sagte er, moment mal familie broschinski, so schnell stirbt es sich nicht, da habe ich auch noch ein wörtchen mitzureden und ab da ging es bergauf. ein super arzt, ein super team, ein super klinikum. mehr oder weniger sind wir dort schon eingezogen und jeder dort in dieser onkologie hat alles gegeben um menschenleben zu retten. nicht nur bei uns auch von anderen natürlich. 4 volle jahre hat unser kampf gedauert und er war ganz sicher nicht einfach, unzählige op`s, chemos, bestrahlungen, unzählige wut durch das ständige berg und tal fahren, unzählige andere eingriffe und zu guter letzt sein herzstillstand. aber alles das konnte uns nicht aufhalten, wir hatten so viel hoffnung und wurden nicht enttäuscht. auch wenn es mal wieder bergab ging, wir hofften und kämpften. heute fällt es mir schwer zu glauben was wir hinter uns, wieviele schmerzen ein mensch doch ertragen kann, wieviel leid man doch hin nimmt. unglaublich.

das war unser erlebnis mit ärzten. heute würde mir so etwas nicht mehr passieren, weil etwas schlimmeres kann man uns nicht mehr sagen und etwas schlimmeres kann auch nicht mehr passieren. inzwischen weiß man was man tun muß, dass wußten wir damals nicht von anfang an. wenn mir heute eine arzt so ein knaller an den kopf werfen würde, wüßte ich exakt was zu tun ist. damals konnten wir nur weinen.

liebe grüße, peggy
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