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Alt 05.09.2006, 08:46
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Rippenfellkrebs

Du schriebst:

Zitat:
Was würde passieren, wenn man das Rippenfell oder so rausnimmt, ist dann nicht der Tumor vielleicht komplett weg? Kann man diese sch... Krankheit einfach nicht besiegen?! Wir leben doch in einem Zeitalter, wo alles möglich ist."
Hallole Pioneer_e36,

Ich klinke mich auch mal kurz ein.

Leider ist noch nicht alles, was man sich wünscht, auch möglich. Wie Du früheren Beiträgen in diesem Thread und auch aus einschlägigen Beiträgen im Internet erschließen kannst, ist leider dieser Krebstyp absolut noch nicht besiegt.

Nur im äußersten Frühstadium des Mesothelioms kann man ggf. das komplette befallene Rippenfell oder sogar die entsprechende Lungenhälfte entfernen. I.A. jedoch befinden sich die Kranken nicht mehr im Frühstadium des Rippenfell-Karzinoms, dann hat bereits eine Infiltration des Krebses in die umliegenden Knochen, den weiteren Brust- oder Bauchraum raumgreifend begonnen. Eine Operation werden die medizinischen Experten wohl nur durchführen, wenn eine ganz klare Begrenztheit des Tumors vorliegt und man sich von einer Operation (außer diagnostischem Erkenntnisgewinn) auch eine reelle Heilungschance verspricht. Das Raumgreifen des Mesothelioms im Brust-/Bauchraum führt ggf. dazu, daß gesunde Organe wie das Herz, Leber und Niere nicht mehr ordentlich arbeiten können und dann leider diese an sich gesunden Organe als Sekundäreffekt dieses Krebses irreparabel geschädigt werden.

Meine eigene Betroffenheit:

Bei meiner damals 52jährigen Frau diagnostizierte man 1996 Wasser im Rippenfell, karzinöses Rippenfell wurde operativ entfernt; seit 1996 Schmerzmedikamente gegen Stichschmerzen, kaum Einschränkungen der Atmung bis 1999, als der Krebs zurück kam; ab Januar 1999 raumgreifende umhüllende Rippenfell-Krebswulst (Plague) um die rechte Lunge; Infiltration des Krebses in die umliegenden Rippenknochen und an der Stelle, wo der Einstich für die Biopsien gemacht wurde; im Sommer 1999 leichte Chemo mit GEMZAR ohne Wirkung, ab Herbst schwere Kombinations-Chemo (Doxurubicin, Cisplatin), leichte Besserung nach 6. Zyklus, danach keine Verbesserung mehr; Abbruch der Chemo im April 2000; Tod Mitte Juni 2000 nach irreparablen Zerfallsprozessen der Leber, denn durch den Krebs wurde der Herzbeutel eingeengt, ein Leberstau war die Folge und Niere und Leber arbeiteten nicht mehr richtig.

Ab einem frühen Zeitpunkt hat meine Frau gespürt, dass sie es nicht schaffen wird, wir haben uns auf das Unabänderliche vorbereiten können und müssen. Die uns gemeinsam verbleibende Zeit haben wir wunderbar noch nutzen können. Es war die intensivste Zeit meines Lebens, sie mußte leider gehen, ich durfte hier bleiben und bekam die Chance auf ein weiteres Leben, allerdings ohne sie.

Ich wünsche Euch viel Kraft und die richtigen Entscheidungen für den Patienten, denn die verbleibende Restzeit ist unwiderbringlich, nutzt und genießt die GEMEINSAME Zeit.

Mit lieben Grüßen
Shalom
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Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel
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