AW: Malignes Melanom
Hallo Ihr Lieben!
Zu dem Thema wie Bekannte, „Freunde“ und Familie auf den Befund „Melanom“ reagieren möchte ich auch noch etwas dazusteuern. Da kann ich mit Markus und allen anderen, denen es ähnlich ergangen ist, nur mitfühlen. Ich muss leider sagen, dass ALLE meine Bekannten, sogenannten Freunde und leider auch die Familie auf mein Problem sehr negativ reagiert haben. Ein Familienmitglied hat auf meine sehr erfreuliche Nachricht, dass bei den nachfolgenden Scans und den anderen Untersuchungen hier in Deutschland glücklicherweise keine weiteren Hinweise auf Metastasen mit der Bemerkung reagiert, sie könne gar nicht verstehen, warum denn die Ärzte soviel Aufhebens gemacht hätten (im Klartext: warum ich so viel Aufhebens gemacht hätte) obwohl ich genügend Erklärungen bez. Melanome gegeben hatte. Das tat weh!
Ich bin mir nicht ganz sicher warum das so ist, weil es meiner Erfahrung nach nicht allgemein auf alle Krankheiten zutrifft. Mein Mann hatte Ende 1999 einen Schlaganfall und viele Leute, auch die die ihn gar nicht gut kannten, haben sich rührend um ihn gekümmert, auch die Ärzte. Zur gleichen Zeit, wie man mein Melanom entdeckt hat, hatten zwei Damen in meiner Bekanntschaft eine Brustkrebsdiagnose. Beide waren in den Anfangstadien der Krankheit. Und die Leute haben sich gekümmert, Blumen und gute Wünsche geschickt. Auch die ärztliche Behandlung war viel besser. Mir wurde meine Lebenserwartung (bei einem MM von 4 mm) vom Hautarzt ganz knallhart als Statistik verabreicht, die nicht sehr positiv war und mich total aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Von meinem Freundeskreis – ich schäme mich, was für Freunde! – und meiner Familie nur wenig oder kein Beileid und Verständnis, das ich sooo dringend gebraucht hätte. Nur Verlegenheit oder schlimmer. Da fängt man natürlich schon an, sich ernstlich zu fragen, was man wohl falsch gemacht hat, auch wenn dem nicht so ist. Das war zwar in Großbritannien und bis jetzt habe ich viel bessere Erfahrungen mit Ärzten in Deutschland gemacht. Ich fühle mich begleitet und unterstützt. Vielleicht nur Glück gehabt?!! Auch habe ich durch diese Krankheit sehr liebe und hilfsbereite Menschen kennen gelernt, im Krebsforum, im Krankenhaus in Schottland usw., und das ist das wirklich Positive an der ganzen Sache. Ich denke daher, dass es allgemein an der fehlenden Information über das Melanom liegt und die, die vorhanden ist, ist meist recht oberflächlich oder sogar irreführend. Letzte Woche habe ich da so einen Knüller in der früher sehr ehrwürdigen „The Times“ entdeckt, habe darauf geantwortet aber natürlich keine Antwort bekommen. So steht dieser blöde Artikel mit einer noch blöderen Statistik in der Öffentlichkeit und jeder der ihn liest denkt: „Na, so schlimm kann es ja gar nicht sein. Was soll die ganze Aufregung“. Ich denke in Deutschland wird das auch nicht anders sein.
Zurückblickend würde ich heute nur noch sehr beschränkt mein Herz ausschütten, aber das ist nur meine Weise damit umzugehen. Ich glaube einfach das viele Menschen uninformiert und überfordert sind und das kann man ihnen ja nicht übel nehmen auch wenn’s weh tut.
Herzliche Grüße
Helga
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