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Alt 03.03.2003, 19:56
Gast
 
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Standard Hilfe/Therapie/Erfahrungen 2

Hallo,
schön, dieses Forum gefunden zu haben. Es tut echt mal gut, sich ganz einfach nur ausheulen zu können. Bei meinem Schwiegervater wurde im Mai letzten Jahres nach massiven Schluckstörungen die Diagnose Speiseröhrenkrebs gestellt. Wir waren alle sehr schockiert, und vor allem mein Mann, der sehr an seinem Vater hängt, leidet sehr. Die Diagnose brachte leider auch mit sich, daß er inoperabel ist, daß Lymphknoten im Schlüsselbein befallen waren. Es folgte Strahlen- und Chemotherapie, die er sehr schlecht vertragen hat und zeitweise auch abgebrochen wurde. Er hatte schreckliche Durchfälle und Darmentzündungen, wir dachten im August, er schafft es nicht. Wir versuchten natürlich immer stark zu sein, und wo wir nur konnten zu helfen. Da auch meine Schwiegermama sehr krank war (Diabetikerin mit Blindheit, Herzproblemen und Dialyse-Patientin), mussten wir meinen Schwiegerpa nicht nur dahingehend aufbauen, daß er nie aufgeben darf, sondern auch meiner Schwiegermutter, die sehr viel Angst um ihn hatte, sehr viel beistehen. Da fuhren ich und mein MAnn nun von Vater im Krankenhaus zur Mutter nach Hause, die blind dasaß, alle 2 Tage für 5 Stunden zur Dialyse musste und mit der nackten Angst, daß ihm was passieren konnte.An den Tagen, an denen sie nicht zur Dialyse musste, holten wir sie (abwechselnd mit der Schwester meines Mannes) ab, und brachten Sie ins Krankenhaus. ER hat die ganze Zeit hart gekämpft und die Chemo und Bestrahlung gut hinter sich gebracht. Und seine ganze und einzige Sorge galt nur IHR: WAS WIRD AUS IHR, WENN ICH STERBE???? Wer kümmert sich um sie, wie verkraftet sie das????. Er hat es geschafft. Im Dezember kam er nach Hause und ließ sich eine leichte, Ambulante Chemo machen. Das Zuhause-Sein tat ihm sehr gut, (obgleich er fast 30 kg abgenommen hat). Nachdem die Ärzte ihm bei der Entlassung sagten, daß seine Lunge nun VOLL mit MEtastasen sei, hat er trotzdem gekämpft und nicht aufgegeben. An Weihnachten hatte er starke Rückenschmerzen, wir dachten schon das schlimmste. Und dann, Anfang Januar, bekam die Mutter meines Mannes Probleme mit dem Fuß-Zeh. Wir dachten uns erst nichts dabei, erfuhren dann aber, daß bei DIabetikern starke Durchblutungs-Störungen zur Amputation führen können. Sie konnte vor 3 Wochen dann gar nicht mehr laufen, und wir wussten, daß ihr nun die Amputation drohte. Sie saß nur noch da, und nicht schlimm genug, daß sie nichts sehen konnte, nun konnte sie auch nicht mehr laufen. ER erholte sich in dieser Zeit erstaunlich gut, er vergass einfach seine Krankheit und kümmerte sich nur noch um SIE und den Haushalt. Dann, vor 2 Wochen kam sie ins Krankenhaus, der Fuss sollte amputiert werden. Letzten Montag wurde nach ZU LANGEM WARTEN das ganze Bein in einer Not-OP Amputiert. Die Ärzte im KH hatten einfach nicht gesehen, daß das Bein bereits rote Streifen bekam (Blutvergiftung). Da auch Ihre Nieren nicht mehr funktionsfähig waren und das Herz nicht mehr einwandfrei funktionierte, war die OP sehr Riskant, so sagte uns der Anästesist am Montag abend. Die OP verlief gut, am Dienstag morgen sagten uns die Ärzte, "wir sind zufrieden mit ihr". Am Dienstag Mittag der Schock: Blutdruckabfall, kalter Schweiß, sie hat es nicht geschafft, sie ist gestorben.
Wir sind völlig schockiert. Das darf doch nicht wahr sein??? Die ganze Zeit hatten wir unglaubliche Angst, daß ER sterben könnte, und nun, ist SIE gestorben. Am letzten Freitag haben wir sie zu Grabe getragen. Und wir hoffen, daß seine Krankheit noch eine Weile in Schach gehalten werden kann, denn Mutter und VAter gleichzeitig zu verlieren, das darf einfach nicht passieren. Mein Schwiegervater, so krank wie er ist, war auf der Beerdigung sehr sehr tapfer, ich habe noch nie einen so starken MEnschen erlebt. Und er kämpft weiter, er hat uns versichert, sich jetzt nicht hängen zu lassen. Ich hoffe, daß er einer von den 100.000 Fällen von Spontanheilung ist, denn bei der letzten NAchsorgeuntersuchung im Dezember waren die Lungenmetastasen wie vom Erdboden "verschluckt". Man darf nie aufgeben, die Hoffnung stirbt nie.
Mit traurigen Grüssen
BABS
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