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Alt 12.09.2006, 08:04
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Rippenfellkrebs

Hallole Lilli,

Du weißt, ich spreche hier nur als engagierter Laie, keinesfalls als medizinischer Fachmann.

Das Mesotheliom ist ziemlich heimtückisch. Auch bei meiner verstorbenen Frau war es so, das sich nach 6 x Chemo im CT-Bild eine leichte Besserung (sprich Rückbildung des Tumors-Plagues) zeigte, das CT Bild einige Wochen später jedoch keine Verbesserung mehr aufwies.

Es (war) ist schwer, den Rippenfell-Krebs vom Adeno-Karzinom zu unterscheiden (Adeno-CA ist ein i.A. von den Drüsen herrührender Krebs, der dann auch ins Rippenfell streuen kann.) Es gibt etwa seit 1997 den sogenannten Calretinin-Marker, der durch eine Biopsie eindeutig feststellen kann, was nun vorliegt (Mesotheliom oder Adeno-CA).

Wie dem auch sei, ich glaube nicht, daß den Ärzten auf irgendeine Weise ein Vorwurf zu machen ist. Die Ärzte können sehr wohl durch ihre diagnostischen Mittel die Schädigung des Rippenfells z.B. durch Tumor-Plague oder eine Infiltration der Rippenknochen durch den Tumor im CT erkennen. Die Ärzte können sehr wohl abschätzen, was dem Patienten noch zuzumuten ist und wo nur noch Palliativmaßnahmen angewendet werden sollten, um die Restlebenszeit erträglich zu machen.

I.A. hat das Mesotheliom einen recht schnellen und drastischen Verlauf, bei meiner Frau war es jedoch so, dass nach Ausbruch der Krankheit 1996 der Tumor Ruhe gab und erst im Januar 1999 mit Macht zurückkehrte. Es dauerte dann noch bis Mitte Juni 2000 bis die Krankheit siegte und meine Frau starb.

Du siehst, es gibt schnelle und langsame Krankheitsverläufe; auch die bisherigen Chemotherapien ändern daran nichts; andere Therapien - welche auch immer (auch wenn sie Immuntherapie heißen möge)- mögen eine vorübergehende Linderung bringen, sicher gesiegt hat bislang keine dieser Therapien, auch Alimta nicht. Ich habe es jedenfalls noch nirgends dokumentiert gesehen.

Bedenke bitte auch, daß Therapie-Experimente den Patienten belasten können, von unsicherem Ausgang sind und die Restlebensqualität stark beeinträchtigen können. Es ist zwar sehr verständlich, daß wir als Betroffene alles Erdenkliche versuchen, aber nicht alles, was wir versuchen, ist im Sinne des Patienten. (Würde das und jenes der Schwerstkranke eigentlich selbst noch wollen ?!)

Leider ist in der Endphase der Krankheit das Atmen zunehmend erschwert, die Schmerzen nehmen zu. Um den unwillkürlichen Zwang zum Atmen zu nehmen und die Schmerzen zu lindern, gibt man Morphium. Damit werden aber auch andere Lebens- und Aktivitätsmechanismen verlangsamt und der Patient muß einige Kontrolle über seine Lebensfunktionen abgeben.

Ich wünsche Deinem Vater, Dir und Deiner Schwester sehr viel Kraft, steht zueinander, solange ihr es könnt. Es wird Eurem Vater gut tun.

Liebe Grüße
Shalom
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Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel

Geändert von shalom (12.09.2006 um 10:34 Uhr)
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