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Alt 05.03.2003, 10:57
Gast
 
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Standard Malignes Melanom

Hallo Claudia,
mein MM saß am Oberschenkel. Im Urlaub hatte mich am Strand eine Frau, die sich gerade einen Leberfleck hatte entfernen lassen, darauf aufmerksam gemacht - er sei so schwarz. Mir selbst war er bis dahin nicht aufgefallen, also weiß ich nicht, wie lange er dort schon gesessen hatte. Außer daß er dunkel war, wies er keine der typischen Melanommerkmale auf, wurde vom Arzt deshalb auch als harmlos eingestuft. Aber er stimmte einer halbjährlichen Beobachtung zu und maß ihn aus. Ich schenkte dem Fleck kaum Beachtung und ging erst fast ein Jahr später wieder zum Arzt. Bei Ausmessen stellte sich eine Verbreiterung von einem kanppen Millimeter heraus -> also weiter beobachten. Mich ließ dann dieser Millimeter nicht in Ruhe und ständig fummelte ich mit dem Finger über meiner Hose an der Stelle am Bein herum, bis ich eines Tages den Fleck durch die Hose spüren konnte, er hatte sich etwas erhoben. Nach einem Bad stellte ich dann beim Abtrocknen fest, daß er etwas suppte und auch eine schorfige Oberfläche bildete. Mein Hausarzt verschaffte mir einen Eiltermin in der Hautklinik, dort befand eine Gremium von ca. 30 Ärzten, AiPs und Studenten, denen ich (und andere Patienten) vorgestellt wurde, den Fleck nach eingehender Untersuchung mit der Auflicht-Lupe für nicht ohne weiteres melanomverdächtig, das könne wirklich nur eine pathologische Untersuchung entscheiden. Auch die Schnellschnittdiagnose unter OP ergab keine Eindeutigkeit, den endgültigen Bescheid haben die Ärzte mir erst nach Eingang des pathologischen Befundes geben können. Im Übrigen erlebe ich (ich habe in den letzten Jahren viel mit dem Thema Krebs zu tun), daß Ärzte grundsätzlich aus ethischen Gründen niemals eine Aussage machen können/sollten bevor ein Verdacht nicht eindeutig abgesichert und bestätigt ist. Es gibt eben einfach auch zuviele sogenannte falsch-positive Meldungen (also Ankündigungen positiver Befunde - und daraus resultierende unnötige OPs -, die im Endeffekt dann gar keine sind).
Mit der Sprüchesammlung bin ich mal durch Gespräche mit einer Krebspatientin angefanngen. Immer wenn sie mich anprach, um mit mir ihre momentanen Probleme, Gedanken und Gefühle auszutauschen, brachte sie mir auch den einen oder anderen Spruch mit. Sie zog viel für sich daraus und mir hat es auch Spaß gemacht, den tieferen Sinn darin zu erkennen und mir zu eigen zu machen. Sie schenkte mir, einige Zeit bevor sie schließlich verstarb, ein Vokabelheft mit einer kleinen Sammlung, die ich für mich selbst dann weitergeführt habe. Wo immer ich einen Spruch finde, der mich anspricht, kommt er in meine Sammlung. Kürzlich habe ich diesbezüglich z.B. die Zitatesammlung www.zitate.de entdeckt. Da findet man auch sehr viel. Etliche habe ich aber auch aus Buchläden von verschiedenen Postkarten (z.B. Bielefelder Werkstatt) Büchern, Zeitschriften, Vorträgen oder sonstwo ab-/aufgeschrieben. Im Rucksack habe ich immer einen kleinen Block, der mir hierbei für spontane Notizen dient. Ich finde, sie können "Nerven-/Seelennahrung" sein, und ich habe immer mal 'ne Postkarte oder einen Zettel mit einem Spruch gut sichtbar bei mir in der Wohnung oder im Büro aufgehängt. Wie die Einstellung sich im Laufe der Krankheitsverarbeitung ändert, so ändern sich dann auch immer mal meine Sprüchevorlieben. Und man lernt eben immer weiter dazu.
So habe ich mir z.B. durch den Spruch "Abschied tut weh, wenn man die Chance, die man miteinander hatte, nicht genutzt hat." (Heinrich Werner, Priester und Therapeut) in der Weise zu eigen gemacht, daß ich bewußter mit mir bekannten Krebspatienten, aber auch mit allen Menschen, in bestimmten Situationen umgehe und versuche, nichts offen zu lassen. Oder ich entwickele mehr Vertrauen, zur richtigen Zeit schon das Richtige zu tun, wenn ich lese "Gott gibt uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft, wie wir brauchen. Aber er gibt sie uns nicht im Voraus." (Dietrich Bonhoeffer)
Auch hier gilt wieder: jeden spricht was anderes an, meine Sprüche müssen nicht immer für alle anderen auch gelten. Also, sammele und such' Dir Deine raus.
Gruß von Birgit
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