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Alt 05.11.2006, 15:59
susaloh susaloh ist offline
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Registriert seit: 22.01.2006
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Standard AW: Betreuung in der Klinik

Hallo Sabine,
Ich finde dieses Thema sehr gut, Sabine, und will auch gern drauf antworten!

ich bin auch in der GeparQuattro Studie, und zwar in der Uni-Frauenklinik in Kiel. Ich habe festgestellt, dass die intensivere Betreuung vor allem in der Chemo-Phase stattfindet - die Fragestellung der Studie bezieht sich ja auch auf die Chemo. Da gab es extra "Studienschwestern", die mich jedesmal wegen der Nebenwirkungen interviewten und eine sehr gute junge Studienärztin, an die ich mich mit allen Fragen wenden konnte, ich wurde ja auch jedes Mal von ihr abgetastet bzw. zu den Ultraschallterminen geschickt. Ich konnte sie auch jeder Zeit anrufen bzw. sie rief mich immer zurück, sobald es passte. Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass die Frauen, die nicht in der Studie waren, schlechter betreut wurden, die riefen dann halt in der Chemoambulanz an und wurden ohne Probleme mit der Stationsärztin oder dem jeweils diensthabenden Arzt verbunden, die man alle auch sehr gut kannte nach einer Zeit. Für die Begleitmedikation gab es einen genauen Stundenplan für zu Hause und man wurde jedes Mal gefragt, ob man ein Rezept für irgendwas brauchte.

Während der restlichen Therapien und OP habe ich die normale Betreuung der Frauenklinik bekommen, die ist aber sehr gut hier, natürlich auch immer personenabhängig - aber mein Gesamteindruck war "leicht chaotisch aber menschlich vorbildlich" - dafür nehme ich auch längere Wartezeiten und erst aufzuspürende Akten bzw. Hinterhertelefoniererei in Kauf. Die offiziell vorgeschriebenen Aufklärungen z.B. über die Chemo-, Narkose oder Radiotherapienebenwirkungen wurde immer äußerst korrekt und mit genügend Zeit durchgeführt, aber auch bei mehreren spontanen Notbesuchen an Wochenenden oder Anrufen wurde ich immer sehr ordentlich behandelt.

Während der weiteren Therapien/OP muss in Hinblick auf GeparQuattro nur darauf geachtet werden, dass man genau dieselbe Behandlung bekommt wie ohne Studie, sonst wäre das Ergebnis ja verfälscht - das wäre bei mir beinah schief gegangen, da ich zunächst auf Grund des Chemoerfolgs gar keine Bestrahlung bekommen sollte, in den Studienunterlagen steht aber ganz klar: "Die Indikation zur Bestrahlung richtet sich nach der Ausgangslage, also der Tumorgröße vor der Chemo." Diesen Anhang schien auch meine Studienärztin nicht gelesen zu haben." Ich werde dies abschließend noch mal als kleinen Kritikpunkt anbringen, aber insgesamt finde ich die Haltung richtig, erst die Patientin und was für sie richtig ist zu sehen und dann erst die Studienregeln zu beachten....

Jetzt in der Radiologie bin ich auch wieder total zufrieden mit der Betreuung. Das ist aber auch ein kleinerer und überschaubarer Laden als die Frauenklinik, wo 1000 Ärzte rumschwirren, und Nachtdienste und unberechenbare OP-Zeiten herrschen. Insgesamt habe ich bei den Ärzten hier in Kiel vor allem den Eindruck, dass sie 1) hochmotiviert sind, 2) fachlich total fit und 3) alle auf dem gleichen Sachstand, man also zumindest bei den großen Sachen nicht mal die und mal jene Meinung hört (bei den kleinen Sachen gibt es schon mal unterschiedlich Meinungen, etwa wann die Drainagen genau raussollen oder punktiert werden sollte und so.) Das liegt wohl u.a. auch an der sehr guten Leitung und an der generell auch ziemlich guten Kommunikation in den Tumorkonferenzen hier in Kiel. Das sage ich, obwohl ausgerechnet bei mir bei so einer Tumorkonferenz mal etwas geschlampt worden ist - aber dafür hat sich mein Operateur dann aber auch persönlich voll eingesetzt um das zu reparieren. Fehler passieren immer mal, was zählt ist, wie damit umgegangen wird.

Abschließend kann ich sagen, dass die formelle Aufklärung von Seiten der Ärzte gut und ausreichend war, ich aber schon auch die Initiative ergreifen musste, um optimal behandelt zu werden, das finde ich aber auch okay. Ich habe aber auch oft gesehen, wie weniger mündige (und vielleicht auch nicht ganz so anspruchsvolle) und/oder weniger selbstbewusste Patientinnen, oft ältere Frauen, sehr gut und vor allem liebevoll vom medizinischen Personal behandelt wurden.

So, jetzt habe ich mich aber genügend ausgelassen zu diesem Thema!

Liebe Grüße von der Förde

Susanne
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