AW: Stammtisch
Guten Morgen @all.
Es ist noch dunkel und dennoch ist in mir heute ein Strahlen. Seelenfrieden nennt man das wohl.
Der Grund dafür liegt in einem Gespräch mit meiner lieben Schwiemu. Lange habe ich mich davor gedrückt, wusste nicht recht, wie ich anfangen soll, ob sie mich versteht. Aber es war wichtig für mich, sie sollte es nicht durch Zufall erfahren, dass mein Freund in der Ferne ab Weihnachten bei uns sein wird. Nicht von anderen, nicht von Fremden, nicht vor vollendete Tatsachen stellen.
So ging ich gestern zu ihr und begann ihr zu erzählen. Lustig, manchmal unterschätzt man die anderen. Meine Schwiemu wusste genau, von wem die Rede war, konnte sich an den "netten Mann" an Saskis Abschiedsfeier bestens erinnern.
Sie meinte zu mir, dass sie es gut verstehen könnte und sie wüsste, dass ich das Richtige tue. Sie würde mich lange genug kennen, um das zu beurteilen. Ich sei noch so jung, wenn sie nicht schon 70 gewesen wäre, als unser Vati gestorben ist, vielleicht hätte sie auch nochmal neu angefangen.Wenn ich meinte, es wäre gut für uns, dann wäre das so. Und ihren Segen hätte ich. Das war mir sehr wichtig. Ja, ich brauche den Segen der Mutter meines Mannes, ist das wichtigste direkt nach unseren Kindern. Die Schwiegermutter in Anführungszeichen, erinnert ihr euch an meine Erzählung vom letzten Jahr? Ich bat sie, so etwas nie wieder zu tun, sie bleibt meine Schwiegermutter so, wie Claus mein Mann bleibt. Wir umarmten uns und ich meinte zu ihr "Du wirst immer meine Schwiegermutter bleiben" Und sie antwortete "Ja, und ich bekomme wieder einen Sohn und darüber freue ich mich"....
Dieser Satz wird sich einbrennen bei mir. Wieviel Großmut hat sie diese Frau? Sie ist die Mama meines Mannes, der hoffentlich auch voller Freude beobachtet, dass wir alle nochmal die Kurve gekriegt haben, dass unsere Kinder wieder unbeschwerter sind, dass unser Jüngster einen Kumpel an der Seite hat, der mir helfen wird gemeinsam mit Max diese letzte Pubertät zu überstehen. Ein männlicher Freund, kein Vaterersatzt, ein Wegbegleiter im neuen Leben, keine Konkurrenz für mein altes Leben.
"Ich bekomme wieder einen Sohn" wie sehr hatte ich gehofft, dass mein Vater auch nur einmal etwas ähnliches formuliert hätte damals, als ich meinen Mann geheiratet habe. Wie sehr hätte ich mich danach gesehnt, im Laufe der 28 Jahre, in denen mich eben dieser Mann glücklich gemacht hat. Nie auch nur ansatzweise hat mein Vater mir das Gefühl gegeben, das Richtige getan zu haben, obwohl es das Richtigste überhaupt in meinem Leben war... Nein, vergessen werde ich es wohl nie, auch nicht verzeihen, lediglich nicht mehr darin rumwühlen, denn begreifen, einsehen, sich entschuldigen für vertane Chancen, dafür, dass er mich zwingen wollte, mich zu entscheiden trotz glücklicher Ehe, trotz wunderbarer vier Kinder trotz Gleichklang in meinem Leben, das wird er wohl niemals. Also weshalb weiterhin unnütz Energie verschwenden? Nein, ich werde es nicht verzeihen, werde es nicht verstehen. Aber vielleicht hält sich immer alles irgendwie auch die Waage im Leben, denn so eine tolle Schwiegermutter und so eine liebe Schwägerin, auch das ist ein Geschenk, das nicht selbstverständlich ist, für das ich dankbar bin...
Es wird ein seltsames Weihnachtsfest werden. Neubeginn und Rückblick, Freude und Trauer, wahrscheinlich gefährlich nah beieinander.
Kommt gut durch den Tag, und lasst euch nicht ärgern, von niemandem!
LG
Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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