Einzelnen Beitrag anzeigen
  #2193  
Alt 29.01.2007, 12:02
HeikeHH HeikeHH ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 02.10.2006
Beiträge: 127
Standard AW: Tonsillenkarzinom

Hallo Katrin,

bei meinem Vater hatte alles mit Schluckbeschwerden begonnen (aber ohne Schmerzen), das Essen rutschte nicht mehr richtig oder er verschluckte sich. Während der Behandlung hatte er zu Beginn das Gefühl, dass wieder "mehr Platz" im Hals sei. Aber im Laufe der weiteren Therapie war der Hals dann von der Bestrahlung wund, schlucken war unmöglich und auch schmerzhaft. Spezielle Medikamente hat er nicht genommen, nur dieses entzündugsmildernde Gurgel- und Spülzeug, das wahrscheinlich alle Strahlenpatienten im KH bekommen. Auf seine Station war das Grundpflege mit Sprays und Säften von Bepanthen usw. Mein Vater ist aber grundsätzlich auch nicht der Typ, der sich was verlangt, wenn es ihm nicht sowieso angeboten wird. Wie relativ erträglich seine Schmerzen waren, kann ich also nicht mit denen deines Mannes vergleichen. Aber er hatte viele schlaflose Nächte.

Schlapp war gar kein Ausdruck für seinen Zustand während Chemo und Bestrahlung: Er war ein Häufchen Elend. Zahnlos mit PEG, starke Hautrötungen von der Bestrahlung (richtige Brandbläschen an den Ohren, miese Blutwerte (mit Quarantänezeiten) und Abneigung gegen alles Essbare und auch Gerüche jeder Art. Zeitweise war ihm von der Chemo übel und die Sondennahrung kam beim Aufstoßen hoch. Das muss ein ganz übler Geschmack gewesen sein. Er hatte keine Mundtrockenheit, sondern eher eine extreme Schleimbildung im Mund. Manchmal kam eine große Blase, wenn er reden wollte. Aber weder das Eine noch das Andere ist die angenehmere Nebenwirkung :-) Die Dosis von Strahlung und Chemo ist ja auch bei jedem Patienten ganz individuell. Auch die Verträglichkeit ist verschieden; das hast du hier sicher schon nachlesen können. Diese Behandlung zehrt den Körper aus und bringt ihn an seine Grenzen. In einem solch schwachen Zustand, der auch mit Schmerzen und Übelkeit verbunden sein kann, ist die Psyche im Keller und Optimismus fällt schwer und fällt zeitweise ganz aus. Wenn man mal versucht, sich in einen solchen Zustand reinzudenken, dann hat man eine wohl eine kleine Ahnung davon, was unsere Angehörigen da mitmachen müssen. Ich habe einfach immer am Bett gesessen und versucht meinem Vater damit Mut zu machen, dass dieser körperliche Zustand sich nach der Therapie wieder bessert. So wie es mir viele beschrieben haben, hat es sich dann ja auch ergeben.

Ich wünsche euch sehr, dass auch dein Mann diese Therapie gut durchsteht und hoffe, dass er in dieser schweren Zeit davon Hoffnung schöpfen kann, dass es vielen Kranken hier ähnlich „dreckig“ ging, aber auch wieder alles aufwärts geht!!!!

Viele Grüße an euch beide, Heike
Mit Zitat antworten