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Alt 15.04.2003, 22:55
Gast
 
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Standard Problem / Gedanken

Liebe Bo,

seit 24.02.03 ist mein Vater nicht mehr da. Und es hat ungefähr drei Wochen gedauert, bis deutlich wurde, daß ich mit meiner traurigen Miene fast allen Kollegen, Bekannten, Freunden und Verwandten schlichtweg auf die Nerven gehe. Sehr betroffen war ich zunächst auch, weil nur sieben meiner Kollegen (35 Leute) mir ihr Beileid ausdrückten.

Natürlich bleibt meine traurige Miene, obwohl ich gemerkt habe, daß sie keiner sehen will. Aber ich bin den Leuten nicht böse. Sie leben ihr Leben und der ein oder andere wird einmal ähnliche Trauer empfinden. Das ist mir keine Genugtuung, auch wenn das jetzt so klingt. Ich denke nur manches Mal darüber nach, daß ich anderen vielleicht auch nicht den Beistand geleistet habe, über den sie sich gefreut hätten - nur weil ich mit anderen Dingen beschäftigt war. Der eigene Verlust ist eben der größte für jeden. Ich versuche das so zu sehen. Meine Liebe zu meinem Vater kann ich sowieso keinem erklären, der eine solche Liebe nicht kennt. Und ich kann meine maßlose Trauer auch keinem erklären, der eine solche Liebe noch kennt aber Angst hat, sie zu verlieren.

Ich werde versuchen, die Liebe zu ihm als meinen Schatz anzusehen, den ich hüten werde. Den keiner anfassen soll. Und wenn es doch mal einer will, dann wird er es schon zeigen.

Man darf einfach nichts von den Menschen erwarten. Und man muß sich immer fragen, wie man in ähnlichen Situationen gehandelt hat. Als der Onkel gestorben ist, den man Jahre nicht mehr gesehen hat. Hätte die hinterbliebene Tante sich nicht gefreut, wenn man mehr als nur eine Karte geschrieben hätte?

Liebe Grüße

Gudrun
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