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Alt 21.04.2003, 23:24
Gast
 
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Standard schlimme gedanken

Ihr Lieben,
Ihr wart ja richtig fleissig über die Feiertage...;-) Ich habe gerade erst wieder hier hereingelesen und es liefen mir wieder einige Gänsehäute über den Rücken... Es ist übrigens schon sehr gut zu verstehen, was ihr ausdrücken wollt...:-)

Wenn ich so von euren Erfahrungen lese, dann hab ich so den Eindruck, dass ich noch Lichtjahre davon entfernt bin, mit meinen Verletzungen und dem Schmerz umzugehen. Aber es wird immer deutlicher, dass das Schreiben sehr viel klarmachen kann. Liebe Brigitte, ich schreibe auch ab und zu Tagebuch, aber es fällt mir total schwer, die Dinge "sachlich" zu sehen. Bin dann so in meinen Emotionen gefangen, dass ich da dann gar nicht raus kann. Aber es ist vielleicht ein längerer Prozess. Und man muss sich die Zeit dafür nehmen, was ich viel zu wenig mache.
Wenn ich ehrlich bin, fehlt mir aber auch oft die Bereitschaft, die "andere Seite" zu sehen und mich da hineinzudenken. Es ist halt doch leichter, das mit der eigenen Wut zuzudecken. Wie schaffst Du es, sachlich zu sein? Was machst Du in dem Moment mit Wut und Groll? Ich finde das eine tolle Leistung.

Wie klappt das bei Eltern, die ihre Kinder benutzen und quälen? Da kann ich einfach kein "Verständnis" aufbringen. Ja, ich weiß, den Satz hätte ich mir sparen können... Trotzdem, ich hab einfach das Gefühl, dass mein ganzes Leben und mein Handeln davon geprägt ist und dass ich mich nie davon befreien kann.

Jutta, Du schreibst so gut über die Kinder, die immer um die Liebe der Eltern kämpfen. Hab mich da 100%ig wiedererkannt. Ob dieser Kampf wohl je aufhört? Und ich stelle mir auch immer wieder die Frage "Wovor hab ich eigentlich Angst?" und komme mit dieser Angst, die ich als eine existenzielle Bedrohung erlebe, überhaupt nicht klar. Ich kann mir auch diese Frage nicht beantworten. Was passiert eigentlich, wenn der Knoten platzt? Du hast mir mit diesen Fragen aus dem Herzen gesprochen. Ich versuche, mich in der Therapie damit auseinanderzusetzen, aber es gibt dann Situationen, in denen mich die Therapeutin stoppt. Ist es sinnvoll, hinter die Mauern zu sehen? Was passiert, wenn ich weiß, was mich so quält? Wie gesagt, die Angst ist (noch) zu übermächtig.
Puh, jetzt bin ich aber auch ausgeschweift, sorry.

Mucki, mir geht es bei manchen Menschen auch besser damit, mich zurückzuziehen und mich möglichst nicht mit ihnen zu belasten bzw. mich zu schützen vor deren Verletzungen, die immer kommen, wenn ich mich mit ihnen befasse.
Aber ich möchte auch eine positive Geschichte zum Thema Schwester erzählen. Meine Schwester und ich hatten auch keine gute Beziehung. Ich bin die ältere, sie war oft eifersüchtig auf mich, weil ich scheinbar die Liebe meines Vaters genoss... (ja, ich war sein "Lieblingskind"... ha ha...)
Vor ca. 3 Jahren passierte dann die "Katastrophe", ich habe erfahren, dass sie medikamentenabhängig war und in die Psychiatrie eingewiesen wurde. Trotz der schlimmen Situation und nach einer schwierigen Zeit, in der wir uns überhaupt nicht leiden konnten, entstand ganz langsam und vorsichtig eine Annäherung. Wir haben dann herausgefunden, dass wir beide Opfer unseres Vaters waren und konnten uns gegenseitig unterstützen... Wir verstehen uns mittlerweile super und ich bin so froh, dass ich jetzt wirklich eine Schwester habe. Und ich bin stolz, dass ich es geschafft habe, mich mit ihr in der schweren Zeit auseinanderzusetzen. Und sie natürlich auch die Bereitschaft dazu hatte. Und dass wir es geschafft haben, aus den Mustern unserer Erziehung auszubrechen.

Alles Liebe - ich drück euch alle -
Schön, dass es euch gibt!:-)
Conny
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