AW: Wieso gibts keine Hilfe?
Hallo Kristina,
ich weiß genau wie du dich fühlst, denn ich hab´ erst vor 1 1/2 Monaten meinen Vater verloren, der ebenfalls an Magenkrebs erkrankt war. Unsere Geschichte hab´ ich im anderen Thread ausführlich dargestellt.
Nun zu deinen Fragen:
1.) Bei meinem Vater war es nach der Diagnose auch zu spät, den Magen zu entfernen. Ich vermute mal, dass der Tumor beim Opa deines Freundes schon anderweitig gestreut hat. Mein Vater hatte Metastasen im Bauchfell, und wenn die Ärzte ihm den Magen wegoperiert hätten, wäre der Krebs schnell auf die anderen Organe gewandert.
2.) Einerseits ist es möglich, dass er euch nicht die Wahrheit gesagt hat um euch nicht in Panik zu versetzen. Vielleicht will er die Wahrheit selbst noch nicht so richtig akzeptieren oder er kennt sie gar nicht, weil der Vater deines Freundes ihm was anderes erzählt hat.
Krebs kann allerdings in manchen Fällen sehr schnell voranschreiten, so wie das bei meinem Vater der Fall war. Er hat nach der Diagnose noch 16 Monate gelebt, was für Magenkrebs im Fortschrittsstadium eine superlange Zeit ist (normal 1-4, allerhöchstens 6 Monate). Die ersten 15 Monate hättest du ihm die Krankheit niemals angesehen, so gut ging es ihm. Er sah aus wie ein kerngesunder Mann. Und innerhalb von 4 Wochen war der ganze Kampf vorbei.
3.) So schwer es auch ist, aber du musst deinen Freund mit dem Thema in Ruhe lassen. Die Mutter einer Freundin von mir leidet an derselben Krankheit, die mein Vater hatte. Meine Freundin war zwar immer für mich da, als ich sie gebraucht habe. Aber sie will absolut nicht über ihre Mutter reden und auch keinen Trost von mir. Das kann ich zwar nicht verstehen, aber ich muss es akzeptieren.
Zeig´ deinem Freund anderweitig, dass er auf dich zählen kann... aber vermeide dieses Thema, bis er nicht von sich aus damit auf dich zukommt.
4.) Auf gar keinen Fall! Ich sag´s mal so, NIEMAND kann auf den Tag genau vorhersagen wann ein Mensch sterben wird, auch kein Arzt. Die Mutter von genau dieser Freundin, die ich vorher erwähnt habe, hat in den letzten 21 Jahren schon 4x Krebs gehabt. Vor 11 Jahren gaben ihr die Ärzte noch 6 Wochen, weil sie schon im Endstadium war. Aber die Frau hat weitergekämpft und wie du siehst, hat es sich gelohnt.
Ihr müsst mit dem Opa so umgehen wie immer, mit ihm über Themen reden, über die ihr sonst auch mit ihm redet. Hab´ ich bei meinem Vater auch gemacht oder es zumindest probiert. Das war bei uns nicht leicht, weil mein Vater sich selbst total runtergezogen hat und ständig vom Sterben sprach, selbst damals als es ihm noch gut ging war er nur am Jammern. In den letzten Tagen im Krankenhaus hab´ ich mir wie jedes Jahr zusammen mit ihm die Vierschanzentournee angeschaut und ein wenig über Fußball geredet (da hatte die Bundesliga noch Winterpause). Das hat ihm gut getan.
5.) Keine Ahnung um ehrlich zu sein... Mein Vater hat damals die Diagnose von meiner Mutter und meinem Bruder erfahren. Sie waren diejenigen, die Gespräche mit den Ärzten geführt haben (ich als Vollzeitsberufstätige konnte leider nicht oft 100 km von der Arbeit bzw. 50 km von zu Hause zur Uni-Klinik fahren). Gerade weil mein Vater psychisch so labil war, haben die Beiden darauf bestanden als Erstes über alles informiert zu werden.
Ich wünsch´ dir und deinem Freund, dass es sich bei euch noch zum Besten wendet. Wie alt ist der Mann eigentlich? Mein Vater ist 3 Tage vor seinem 63. Geburtstag gestorben, aber ich hab´ schon ältere Menschen kennengelernt, die den Krebs besiegt haben. Vor daher gilt immer die Devise: NIEMALS aufgeben!!! Nie und nimmer den Kopf in den Sand stecken, solange ein Mensch noch lebt... außer wenn er selbst keinen Lebenswillen mehr hat und sich nur noch quält und leidet. Aber Wunder können immer geschehen, weiß ich aus Erfahrung von anderen Leuten.
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