Einzelnen Beitrag anzeigen
  #11  
Alt 21.03.2007, 19:32
Benutzerbild von anni_s
anni_s anni_s ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.12.2006
Beiträge: 37
Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

hi vanitas,
erstmal mein herzliches beileid. der verlust der mutter ist schlimm, ich musste es selbst erleben, und ich bin erst 19 jahre alt. am 2.9. 2006 ist meine mutter gestorben, sie hatte leberkrebs mit metastasen in den knochen. wir haben die diagnose 9 monate vor ihrem tod bekommen, keine lange zeit, um sich mit dem unausweichlichen tod eines menschen abzufinden. bei mir war es wie bei dir, ich habe mich in der zeit ihrer krankheit intensiver als früher mit ihr beschäftigt, wir sind zusammengewachsen. während sie ihre zeit genutzt hat, sich langsam von allem loszulösen, habe ich mich in diesen 9 monaten intensivst an sie geklammert, habe jeden tag mit ihr verbracht, ihr frühstück ins krankenhaus gebracht, stundenlang an ihrem bett gesessen. das war richtig so, das spüre ich jetzt - es ist nichts zwischen uns offen geblieben.
obwohl wir wussten, dass sie sterben muss, war ihr tod wie ein schock für mich. ich bin mit meinem bruder ins hospitz gefahren, um mich ein letztes mal von ihr zu verabschieden - ein wunder, dass ich nicht gegen einen baum gefahren bin. die wochen danach war ich auch wie in einer starre, ab und zu kommt diese starre auch zurück. wenn ich lange strecken mit dem auto (ihrem auto) alleine fahre, fange ich regelmäßig an zu weinen, zu schreien, zu betteln, zu flehen an. ich weiß nicht, wann dieses grausame gefühl schwächer wird, aber ich habe gelernt, nach vorne zu schauen. schäm dich nicht dafür, zu leben, während eine mum sterben musste. das leben ist unfair, dass wissen wir alle, aber DU lebst, mach das beste draus. wenn du das gefühl hast, deiner mutter gegenüber nicht fair zu sein, sieh es mal so: deine mutter hat dich zur welt gebracht, du bist ihr "projekt". und wer möchte nicht, dass etwas von ihm geschaffenes erfolgreich ist? ich finde den satz "sie hätte es so gewollt" etwas abgedroschen, aber es ist etwas wahres dran. indem du dich jetzt langsam wieder auf das leben einlässt, arbeitest du an "ihrem werk" weiter, du führst das fort, was sie begonnen hat.
ich denke, nach dem tod passiert jedem das, was er glaubt. glaubst du an das "nichts" danach, gibt es auch nichts. wenn du aber daran glaubst, dass du deine mutter wiedersehen wirst, wird das auch so passieren. also genieße dein leben jetzt, soweit es geht, arbeite weiter an dem, was sie geschaffen hat, und irgendwann in langer zeit wirst du ihr zeigen, was du vollendet hast.
ich habe lange gebraucht, um das zu realisieren, und ich hoffe, dieser gedankengang hilft dir so sehr, wie er mir geholfen hat.

alles liebe, anni
Mit Zitat antworten