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Alt 29.04.2003, 15:48
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Standard Partner bleibt allein zurück - Wer weiß Rat?

Hallo Ulli,

Deine Trauer um Deinen Vater und die Sorge um Deine Mutter kann auch ich sehr gut verstehen. Als mein Vater starb, waren meine Mutter und ich bei ihm. Das ist jetzt 4 1/2 Jahre her und seine letzten Stunden gehen mir immer noch nicht aus dem Kopf. Seinen Kampf und wie er dann dalag und nicht mehr atmete, den Mund leicht geöffnet, die Stirn in Falten geleget.... Bilder, die ich wohl nie vergessen werde. Meine Mutter war so verzweifelt (sie waren 45 Jahre lang zusammen, sie hatte nie einen anderen Mann), dass sie am liebsten sofort meinem Vater gefolgt wäre, zumal sie da schon wusste, dass sie einen Hirntumor hat. Die eigene Behandlung hatte sie wegen meines Vaters zurückgestellt. Sie wusste also auch nicht, wie es weitergehen sollte und auch ich hatte Angst um meine Mutter. Alle Hilfestellungen meinerseits hatte sie auch zunächst abgelehnt, allerdings immer mit dem Argument "seit wann ist das Küken schlauer als die Henne". Ich konnte sagen was ich wollte, es war immer verkehrt! Genauso wie Nadine kann ich Dir nur raten, lass Deiner Mutter Zeit!! Sei für sie da, signalisiere ihr das auch immer wieder, aber ohne sie zu bedrängen. Es hat lange gedauert, aber auch meine Mutter kam irgendwann dahinter, dass auch das "Küken" manchmal Recht hat. Acht Monate nach dem Tod meines Vaters wurde ich operiert, Diagnose Brustkrebs. Mein erster Gedanke war "oh Gott, wie bringe ich das jetzt meiner Mutter bei.....". Ihre Reaktion war wie erwartet, völlig hysterisch (verständlicherweise!), sie sah ihre Tochter (ihr einzigstes Kind) nun auch noch vor ihr sterben. Mit viel Geduld und langen Gesprächen konnte ich sie dann aber doch davon überzeugen, dass bei mir alles ganz anders ist, dass bei mir alles wieder gut wird - allerdings hat auch das lange gedauert. Nachher war sie nur noch darüber unglücklich, dass sie mir während der Chemotherapie nicht so helfen konnte (wegen ihres Tumors), wie sie es eigentlich gewollt hätte. Sie war dadurch aber auch von ihren Suizid-Gedanken abgelenkt, weil sie mir das in dieser Zeit "nicht antun" wollte. Als meine Behandlungen abgeschlossen waren und es bei mir aufwärts ging, ging es meiner Mutter schlechter, letztes Jahr im August ist sie dann gestorben. Auch meine Mutter habe ich auf ihrem letzten Weg begleitet, der Anblick war ähnlich wie bei meinem Vater, auch diese Bilder werde ich nicht mehr vergessen.

Uff, ich glaube, jetzt bin ich doch ziemlich vom Thema abgekommen, die Ereignisse haben mich jetzt einfach überrannt. Eigentlich wollte ich nur sagen, dass Deine Mutter bestimmt noch viel Zeit braucht und auch ich, durch die Sorge um meine Ma, von meinen Problemen abgelenkt war.
Ich wünsche Dir viel Kraft und Geduld - aber vor allem auch alles Gute für Deine Gesundheit (Daumendrück!!!)!
Liebe Grüsse
Gabi
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