Werte "Leidens" - Genossen (Innen)
Am 13.11.02 erfuhr ich den Grund für meine wahnsinnigen Ohrenschmerzen. Krebs!
Überweisung ins Städttische Klinikum Dessau am 21.11.02.
Es folgten die üblichen Untersuchungen, die jeder Tonsi mitmachen muß. Speiseröhre, Luftröhre werden gespiegelt, Kehlkopf wird untersucht. Vollnarkose, keine Schmerzen, auch hinterher kein Brennen im Hals.
Gewaltiger Krach beim MRT.
Diagnose: Tonsillenkarzinom T4 N2 M0 .
Operation nicht möglich, bzw. zu gefährlich, da der Tumor zu dicht an der Kopfschlagader saß. Außerdem, so der Chefarzt Radiologie, müßte man mir den halben Schädel entfernen und anschließend langwierig wieder aufbauen. Was auch meinem Aussehen nicht sonderlich zuträglich wäre.
Bevor sich alle Radiologen und sonstige Physiker an die Arbeit machten, meinen Bestrahlungsplan zu erarbeiten, bekam ich ein nettes PEG verpasst.
(Ich hatte in der ersten Woche große Schwierigkeiten damit. Laufend löste sich die Grundplatte und das Ding verkantete sich im Magen.)
Dann ging es los. zuerst 15 Bestrahlungen a 8 Felder. Gleichzeitig Chemotherapie 5 Tage, Tag und Nacht über einen Perfusor.
Das war meine fünfte Krankenhauswoche.
Heiligabend `02 konnte ich dann nach Hause. Die restlichen Bestrahlungen wurden ambulant verabreicht.
Nach den ersten 15 gab es noch einmal 15, zweimsal täglich, wobei die Anzahl der zu bestrahlenden Felder auf früh 6 und nachmittags 4 reduziert wurde.
Dann nocheinmal 15, wieder 2x am Tag, mit einer weiteren Reduzierung der zu bestrahlenden Felder auf jeweils 2.
Im Gegensatz zu anderen Auffassungen im Forum, muß ich sagen, daß sich die Bestrahlungsdauer nicht verkürzte, außer in den letzten drei Tagen.
Bei acht Feldern je Bestrahlung betrug die reine Bestrahlungsdauer jeweils 6 bis 8 sec.Als ich zweimal täglich unter der Kanone lag zählte ich bei 4 Feldern 16, 10, 20, 20 sec.
Während der letzten Woche bekam ich nocheinmal eine Chemo.
am 04.02.03 war alles ausgestanden.
Nach 1 1/2 Wochen Bestrahlung erlebte ich einen der schönsten Tage meines Lebens: Ich war völlig schmerzfrei und bin es bis heute.
Während meines Krankenhausaufenthaltes habe ich nur positive Erfahrungen gemacht. Um zu wissen woran man eigentlich leidet, muß man natürlich den Mund aufmachen und fragen.
Aber immer bedenken: Wie man in den Wald hinein ruft...
Die Nebenwirkungen der Bestrahlung sind bei mir die Gleichen, wie bei Euch.
Mundtrockenheit, bei physischer und psychischerAnstrengung und Anspannung.
Die Zunge ist "verbogen", was zu Sprachschwierigkeiten führt.
Die Geschmacksnerven können sich nicht entscheiden ob sie mir etwas Gutes tun oder nicht.
Die Zahnprothesen passen nicht mehr richtig.
Essen ist ganz einfach: hauptsache flüssige Konsistenz ansonsten über PEG.
Und natürlich Wassereinlagerungen im Hals- und Wangenbereich.
Am 14.4. war meine erste Nachuntersuchung. Prof. Seeber ist der Meinung, daß die Behandlung sehr gut verlaufen ist. Augenscheinlich und Ct-bildlich ist konkret kein Tumorgewebe zu erkennen. Gewebeprobe in frühestens drei Monaten.
Die genannten Nebenwirkungen der Bestrahlung werde ich noch mindesten 2 Jahre ertragen müssen, besser man geht von drei aus.
Ja, sündige Schwestern und Brüder, soweit mein kleines Erlebnis mit dem Tumor.
Und noch eine Frage: Wer kennt sich mit der Beantragung von EU Rente aus?
Mit Sprachschwierigkeiten werde ich wohl mit 54 in der Gastronomie keine Chancen mehr haben.
Außerdem bin ich dieses Jahr noch voll krank, den großen Teil des nächsten, wenn nicht das ganze nächste Jahr.
Leidet nicht so sehr, orientiert Euch an die ruhenden Pole in diesem Forum, Harry und Raipa.
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