Thema: Stammtisch
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Alt 25.04.2007, 20:17
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AndreaS AndreaS ist offline
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Registriert seit: 09.02.2005
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Standard AW: Stammtisch

Hallo Ihr Lieben,

auch ich schicke mal wieder ein paar Grüße an unseren Stammtisch. Irgendwie bin ich noch in der Eingewöhnungsphase, nicht wirklich glücklich, hab schon Sehnsucht nach meiner Kanzlei und den dortigen Aufgaben, fühle mich im Augenblick leicht unterfordert, tut zwar gut, um seinen Gedanken nachzuhängen, aber befriedigend ist es nicht. Nun, mal sehen, vielleicht wird es ja noch….

Liebe Rowa, der erste Jahrestag. Zeit, man hat auf einmal gar kein richtiges Gefühl mehr. Schon? Erst? Irgendwie stimmt beides. Und man fragt sich, wie man selbst es überleben konnte. Die Hoffnung auf ein Wiedersehen, der Glaube, dass es nicht vorbei ist, nur eine andere Ebene, so wollte und will ich es sehen, denn anders könnte ich es nicht ertragen. Und da ich es als Übergang in eine andere Ebene sehe, so feiern wir den Todestag als Claus neuen Geburtstag, versuchen den Tag in seinem Sinne zu begehen, gemeinsam mit Erinnerungen und vorzugsweise mit einem gewissen Maß an Heiterkeit, die er so wunderbar verbreiten konnte.

Zitat:
Der Todestag wird immer ein schwerer Tag bleiben, die Zeit wird den Tag nicht abschleifen. Es gilt ihn auszuhalten, ja, was anderes bleibt uns nicht übrig. Und dann weitermachen, in diesem verflixten Leben.
Ja, es wird immer ein schwerer Tag bleiben. Und ein besonderer Tag. Es gilt ihn auszuhalten und ihn vielleicht im neuen Leben als einen besonderen Tag zu verbringen, ein Tag, der nicht nur für Trauer, sondern auch für die berechtigte Hoffnung auf eine weitere Chance, auf ein schmerzfreies und glückliches Wiedersehen steht.

Zitat:
Nur mein Leben wird sich nicht mehr so "rund" anfühlen wie es einmal war.
Das stimmt. Und da können wir zappeln und Glück haben wie wir wollen. Da kann das neue Leben noch so gnädig zu dir sein. Es wird sich nie wieder so „rund“ anfühlen. Da wird das Tier in den unmöglichsten Situationen wieder einmal zur Bestie. Erst war es „heute vor einem Jahr“ – ich denke zur Zeit „jetzt um die Zeit vor drei! Jahren waren wir schon mitten in der Hölle und so wird es bis an mein Lebensende sein, denn – ja ich wiederhole es mal wieder – die Trauer ist der Preis, den wir für die Liebe bezahlen. Und diese „Rechnung“ werde ich bis ans Ende meiner Tage nicht beglichen haben.

Zitat:
Ich wünsche mir für Dich, dass Du eines abends den Kopf in die Kissen sinken lässt und mit dem Gedanken einschläfst "was ein schöner Tag das doch heute war - mein Leben hat sicher noch eine Menge schöne Überraschungen für mich parat"
Ja Bruni, das wünsche ich mir/ dir / uns aus ganz aktuellem Anlass auch. Das wäre echt schön, wenn das gelingen könnte. Jetzt und vor allem im Juni, wenn es uns hoffentlich gelingt, den „besonderen“ Tag besonders zu verbringen, so, dass er sich zwar nicht unbedingt „rund“ anfühlt, aber für das neue Leben gute, warme, und verlässliche Gefühle hinterlässt.

Zitat:
Meine Mami hätte verdient gehabt, dass sie wenigstens für einen Moment stehenbleibt!
Liebe Andrea, die Welt steht doch auch heute noch regelmäßig einen Augenblick still, nicht für die anderen, nur für dich. Das sind die Momente, in denen das Tier dich anfällt wie an dem Tag, bevor du deinen Beitrag geschrieben hast. Und weißt du, was das Schlimme ist: Obwohl wir den Schmerz kennen, auch für uns dreht sich die Welt weiter, just in dem Augenblick, in dem für einen anderen die Welt zerbricht.

Du fragst dich, was von dir bleibt? Ich denke recht viel. Du hinterlässt bei uns etwas, wenn du mit uns sprichst, wenn du deine Gefühle offenbarst, wenn du auf unseren Schmerz unsere Sorgen eingehst. Wir kennen uns nicht, und doch nehme ich dich mit durch meinen Tag, wenn ich an dich denke, nachdem ich von dir gelesen habe. Was wird von mir bleiben Andrea. Ja, ich habe Kinder, meine Gene habe ich weitergegeben und als hinterbliebene Ehefrau bin ich dankbar, das ein oder andere von Claus „weiterleben“ zu sehen. Aber es sind eigene Menschen, eigene Persönlichkeiten, mein Mann lebt nicht mehr, nicht mehr so, wie wir es uns wünschten, daran ändern auch die Kinder nichts. Was also bleibt von ihm, von mir? Ich hoffe mehr als nur die Gene, ich hoffe, dass ich Spuren hinterlassen werde, nicht nur bei meinen eigenen Kindern, sondern bei allen Menschen, mit denen ich etwas zu tun habe und die mir etwas bedeuten, bei denen ich das ein oder andere freiwillig oder unfreiwillig bewirkt habe. Spuren hinterlassen, das kannst du, das wird von dir bleiben, solange, bis niemand mehr da sein wird, der dich gekannt hat. Aber so wird es jedem gehen, man lebt nur so lange, bis der letzte, der dich gekannt hat dir folgt. Meine Großmutter, die lange vor meiner Zeit gelebt hat, ich kenne sie nicht, sie kann nicht in mir weiterleben, obwohl ich direkt von ihr abstamme, sie hat bei mir keine Spuren hinterlassen können..

Ich wünsche uns allen eine erträgliche Nacht, mit warmen Gedanken, die Seelenfrieden schenken.

LG
Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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