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Alt 07.05.2003, 23:57
Gast
 
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Standard Wie gut ist eure Zusammenarbeit mit den Ärzten?

Hallo, Burgi und Biggy,

bitte glaubt nicht, daß ich Euch nicht verstehe. Mir ging es ganz genauso wie Euch. Viel Wut auf alle möglichen Ärzte. Wenn mein Vati stärkere Bauchschmerzen bekam, hieß es: Das könnte sein, daß das mit der Grunderkrankung zusammenhängt, da drückt was auf den Magen. Das ist eben so. Keine Schmerzpflaster oder stärkere Schmerzmittel; ein Jahr lang immer nur dieselben Tropfen mit dem Hinweis: Nicht zuviel davon nehmen. Als mein Vater überall am Körper anschwoll und sich nicht mehr bewegen konnte, hieß es, das sei Luft im Bauchraum. Und man hat ihm Abführmittel ohne Ende verpaßt. Dann war es doch Wasser, das wurde einmal punktiert, lief dann schnell wieder nach. Und ich war auch erschüttert, was die Ärzte dem Betroffenen um die Ohren knallen.

Mit mir wollte kein Arzt reden. Erst zum Schluß. Vorher wurde mir gesagt (und das zu Recht): Ohne ausdrückliche Einwilligung des Betroffenen darf auch mit den Angehörigen nichts Genaueres besprochen werden. Es gäbe auch Fälle, wo der erkrankte Patient keinesfalls möchte, daß seine Angehörigen über jedes Detail informiert werden.

Was rede ich, es ist alles so traurig. Und so schwer für Euch.

Für mich ist es nur noch traurig. Ich bin auch ein Jahr lang jeden Tag nach einem zehnstündigen Arbeitstag bei meinen Eltern gewesen und habe jedes Wochenende mit Ihnen verbracht. Daheim ging alles den Bach runter und es war mir egal. Es ist sehr schwer, diese Diskrepanz zwischen Liebe, Helfen Wollen, Mitleiden auf der einen Seite und dem eigenen Wunsch nach Leben, Ruhe und Abschalten auf der anderen Seite zusammen zu bringen. Ich habe das auch nur geschafft, weil ich zum einen das "Glück" hatte, einen völlig nervenaufreibenden Job zu haben und weil ich zum anderen immer wieder diese grenzenlose Angst vor dem Ende hatte und mir gesagt habe: Jetzt noch nicht.
Mein Bruder hat sich auch nicht gekümmert, das ganze Jahr nicht. Darüber habe ich mich mit ihm zerstritten. Er redet jetzt nur noch mit mir in Gegenwart meiner Mutter, weil er meint, daß sie dann denkt, alles sei o.k.

Ich habe auch nächtelang im Internet geklickt, um mir Infos zu besorgen, die mir die Ärzte nicht gaben. Leider war kein Bericht im Ansatz geeignet, mich ein bißchen zu beruhigen. Im Endeffekt paßte alles genau zu der ganzen Entwicklung. Oder ich habe mich durch das Internet in Fehlinformationen verrannt.

Übrigens hat man bei meinem Vater den Krebs auch nicht erkannt. Meiner Meinung nach war das auch ein Fehler des Arztes, der ihn erst wochenlang gegen Magenbeschwerden mit rein pflanzlichen Mitteln behandelte. Aber auch das paßte zu den meisten späteren Informationen aus dem Internet oder von der Deutschen Krebshilfe: Wird alles meist zu spät erkannt/ ist zu spät erkennbar.
Mein Paps hatte Top-Blutwerte und war optisch kerngesund.

Ist ja auch egal. Bei jedem Menschen ist das anders. Bei uns war es so wie beschrieben. Und ich habe meine Wut auf Ärzte zumindest sehr eingeschränkt. Die hilft nämlich nicht. Und manchmal denke ich, daß sie genauso verzweifelt sind wie wir. Und wenn man dann die totalen Blödmänner erwischt wie Du´, Biggy: Wechseln!!

Liebe Grüße

Gudrun
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