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Alt 07.05.2007, 22:01
susaloh susaloh ist offline
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Standard AW: Verzicht auf Chemotherapie bei Brustkrebs

Hallo!

Ich finde die Diskussion auch richtig und wichtig und finde es gut, wie vernünftig sie in diesem thread geführt wird! Schließlich sind dies doch Gedanken, die wir uns alle machen müssen und Entscheidungen, die immer individuell sein müssen, aber diskutieren sollten wir sie!!!

Für mich war die Entscheidung für die neo-adjuvante Chemo die beste Entscheidung meines Lebens - mein Tumor schrumpfte von 9x10 cm auf 4,5 mm!! 11 von 11 Lymphknoten zeigten später Spuren der Zerstörung, waren also alle befallen gewesen, nun war nur noch eine Mikrometastase von 1 mm zurückgeblieben!
Hätte ich mich gleich operieren lassen, wäre ich meines Lebens nicht mehr froh geworden - denn ich hätte ja nicht gewusst, dass die Chemo so - ungewöhnlich - toll wirken würde! ICh hätte mich bei einem solchen Befund dem Tode geweiht gefühlt. Stattdessen habe ich jetzt eine gute Prognose, da eine starke Remission mit einer hohen Überlebensrate korreliert ist. Wenn der Erfolg nicht so gut gewesen wäre durch die Chemo, so hätte ich das dann auch wenigstens gewusst, was zwar hart gewesen wäre, aber ich würde dann jetzt sicherlich höchstaktiv nach weiteren Behandlungsmöglichkeiten überall in Deutschland oder im Ausland fahnden!

Stattdessen bin ich wieder berufstätig und es geht mir gut - bin vielleicht etwas weniger belastbar (schlafe mehr), aber sonst habe ich keinerlei Spätfolgen von Bestrahlung und Chemo! Man sieht nicht mal meiner bestrahlten Haut irgendwas an! Für mich standen die möglichen Neben-/Nachwirkungen der konventionellen Behandlung in keinem Verhältnis zu dem möglichen - wenn auch vielleicht noch so geringfügigen Überlebensvorteil!!

Was das Bauchgefühl angeht, dazu möchte ich auch noch was sagen. Eigentlich höre ich auch oft auf mein Bauchgefühl, aber in diesem Fall muss ich mich doch fragen, ob mein Bauchgefühl wirklich auf Hintergrundwissen begründet oder nur eine instinktive Furcht ist?! Ich glaube nämlich, das Bauchgefühl ist nicht irgendwie was Mysthisches sondern da drückt sich die Summe meiner Lebenserfahrung aus - aber wieviel Lebenserfahrung habe ich in Bezug auf eine lebensgefährliche Erkrankung?! Kann ich den Nutzen/Schaden der konventionellen Medizin wirklich mit dem Bauch beurteilen? Beispiel: mein Sohn hatte in der ersten Klasse auch so ein Bauchgefühl, dass er nicht in die Schule wollte (er reagierte ganz konkret mit morgendlichem Bauchweh die ersten Wochen), - hätte ich ihn auf dieses Bauchgefühl hören lassen sollen? Stattdessen habe ich mich behutsam mit dem Problem beschäftigt und gemeinsam mit der Lehrerin eine Lösung gefunden, weil er natürlich in die Schule musste und die Bauchschmerzen dann auch schnell vergessen waren. So ähnlich lasse ich mich jetzt auf meine Ärzte und auf die konventionelle Behandlung ein, weil ich darauf vertraue, dass die mir schon (in ihrer Gesamtheit) zumindest nach jetzigem Stand der Forschung die beste Behandlung zukommen lassen (was mich nicht daran hindert, alles zu hinterfragen, selber nachzuforschen undwo es ein pro und contra gibt, dann auch mit zu entscheiden - denn der einzelne Arzt ist eben nicht unfehlbar!!)

So, noch einen schönen Abend wünscht euch
Susanne susaloh
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