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Alt 03.01.2002, 23:32
Gast
 
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Standard Sterben , jeden Tag ein bißchen mehr

Liebe Verena,
als ich die Länge Deiner Nachricht sah, wußte ich schon, daß da wieder eine Menge über Schmerz zu lesen sein würde. So ist es denn auch. Man kann so schlecht tröstende Worte finden. Auch ich habe meine Mom ín einem langen, schrecklichen Kampf an Krebs verloren, bin auch 46 jetzt und selbst von Lungekrebs betroffen, nicht operabel, nicht heilbar, wie die Ärzte sagen, aber bisher "nur" mit Metastasen im anderen Lungenflügel. Ich kenne das mit den Gedanken, die man nicht denken will, und die doch kommen. Du mußt Dir keine Vorwürfe machen. Ich glaube, das geht Allen so, in deren Familien (wie auch bei mir) so viele von Krebs betroffen sind. Man hat so viel Angst davor, daß man "Ihn" nicht aus dem Kopf bekommt und eigentlich öffnet ihm das die Türen. So war es bei mir mit Sicherheit. Ich bin wie selbstverständlich davon ausgegangen, daß es mich irgendwann trifft, da mußte er ja zuschlagen. Sicher hat Deine Mutter sich diese Gedanken auch gemacht, und wie gesagt, Angst macht es "Ihm" leicht.
Bestimmt kommen jetzt auf Deine Mutter wieder erneute Behandlungen zu. Solange sie selbst kämpft, darfst Du nicht aufgeben, Verena. Steh ihr zur Seite und mach ihr Mut. Ich weiß, daß ist leichter gesagt als getan, wenn die Kräfte schwinden. Ich kann auch jetzt mit meiner eigenen Krankheit positiver umgehen als damals bei meiner Mutter. Als Angehöriger steht man eben so hilflos daneben und kann nichts tun. Das macht einen total fertig. Versuche, ab und an ein wenig abzuschalten und etwas Schönes für Dich selbst zu tun, damit Du neue Kräfte für Deine Mom sammeln kannst.
Ich drück euch ganz fest die Daumen, daß sie die nächsten Behandlungen ohne Nebenwirkungen und mit Erfolg überstehen wird. Dir wünsche ich alle Kraft, die notwendig ist und vor allen Dingen, daß die Zuversicht immer wiederkehrt nach so einem Tiefpunkt. Alles Gute für euch beide. Kathi
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