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Alt 25.06.2007, 21:00
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marita76 marita76 ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Shakira, hallo Patrick,

mein Beileid für euch zwei! Auch ich beschäftige mich zur Zeit immer wieder mit der Frage, ob ich "richtig" trauere.
Ich habe im März meine Mutter verloren, sie hatte Darmkrebs und hat nach der Diagnose nur noch vier Monate gelebt. Das ging alles ziemlich schnell.

Einerseits habe ich schon eine Zeitlang getrauert, als sie schon krank war und habe auch seit ihrem Tod nicht jeden Tag das Gefühl, dass ich nicht damit klarkomme. Andererseits habe ich immer wieder Tage, an denen ich denke, ich beschäftige mich nicht genug bzw. nicht bewusst genug mit dem Loch, dass Mama in meinem Herzen hinterlassen hat. Ich träume sehr oft von ihr und meistens geht es darum, dass sie doch noch lebt und noch irgendwelche Hoffnung besteht.. dass ich ihr noch helfen kann oder sie zumindest trösten (leider haben wir nicht offen über den Tod sprechen können, es war alles zu geballt und die Zeit lief uns am Ende davon.. ). Ich habe noch nie geträumt, dass sie tot ist oder stirbt oder vom Jenseits oder sonst irgendwas in der Richtung. Ich habe das Gefühl, in meinem Herzen ist es noch immer nicht angekommen, dass alles vorbei sein soll. Dass sie im September nicht auf unserer Hochzeit sein wird usw..

Wie du, Patrick, habe ich ein wunderbares Leben. Und doch bin ich nicht so glücklich, wie ich sein sollte. Ich habe auch noch nicht in Erwägung gezogen, eine Psychotherapie deswegen zu machen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was dort gesprochen wird und inwiefern mir das helfen kann. Ich nehme mal an, der Therapeut spricht gar nicht so besonders viel, sondern lässt einen erzählen? Würde mich sehr interessieren, Shakira, wenn Du mal die eine oder andere Sache erzählen würdest, was da so besprochen wird und inwiefern Dir das hilft oder anders hilft, als mit jemand anders zu sprechen. Oder was zum Beispiel in den Büchern über Trauerbewältigung steht bzw. welches Du besonders empfehlen kannst. Vielleicht ist das eine Hilfe für mich (und vielleicht auch für Dich, Patrick?), um mit der Trauer weiterzukommen. Ich hatte auch nicht eine so enge Beziehung mit meiner Mutter (wir haben uns nicht jede Woche gesehen und nur ganz selten telefoniert z.B.). und deswegen vermisse ich sie auch nicht automatisch jeden Tag.

Ich habe irgendwie "Angst" oder keine Lust oder sehe im Alltag keine große Notwendigkeit, mir z.B. abends "freizunehmen", um zu trauern. Wer ist schon gern traurig? Aber ich merke, dass es mir nicht guttut. Ich war z.B. bisher auch nur einmal an Mamas Grab.. wahrscheinlich gehört das auch zu meiner Verdrängungsstrategie.. Und meinen Freunden will ich irgendwie nicht meine Sorgen "aufdrängen", auch wenn sie bestimmt ein offenes Ohr hätten. Meine hauptsächliche "Trauerarbeit" besteht im Moment darin, dass ich hier im Forum lese und gelegentlich schreibe. Immerhin..

Liebe Grüße
Marita
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