Einzelnen Beitrag anzeigen
  #19  
Alt 19.07.2007, 20:55
Blue Blue ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.09.2005
Beiträge: 193
Standard AW: Bin durch einen lieben Freund auf eine Idee gebracht worden

Hallo zusammen

Das ungeliebte Leben. Es sind die Worte die mir eben durch den Sinn gingen. Nicht so gemeint wie es auf den ersten Blick vielleicht scheint. Ne. So ein Leben vom Rand aus, dem Treiben da draußen zuschauen.

Die alten Freunde verschwinden einfach. Ein Teil während der Krankheit, der Rest meist nach dem Tod. Es ist als ob der Kitt für diese Freundschaften fehlt. Und ja, irgendwann einmal schrieb ich einen tollen Spruch: „Vorsicht ich bin ansteckend“. Mit Tod möchten viele Menschen nichts zu tun haben und doch kommen sie dem Tod jeden Tag ein wenig näher.

Ich denke die meisten verlieren die alten Freundschaften. Aber es können neue Freundschaften entstehen. Vielleicht nicht in der ersten Zeit, aber doch so langsam wird die Welt wieder größer. Auch wenn man mit dem Wort „Freunde“ vorsichtiger umgeht.

Auf dem Weg der Trauer kann einem nicht geholfen werden, jeder empfindet anders, jeder versucht seinen eigenen Weg zu finden. Doch letztendlich ist es immer der eigene Weg – nicht vergleichbar. Der Trost der wirklich hilft, kommt aus der eigenen Seele. Kein „du solltest“ oder „du musst“, kein reinreden in das momentane Leben. Und gut wird es nie wieder werden.

Auch nach 25 Monate habe ich noch sehr viel von Jürgens Kleidung, in Schatzkästchen in der ganzen Wohnung verteilt. Seine Jacke hängt bei mir im Schlafzimmer, manchmal hole ich mir eine „Nase“ davon. Ein wichtiges Kissen aus der Pflegezeit hat von Anfang an seinen Platz in meinem Bett gefunden, zwischenzeitlich auch mal gewaschen und trotzdem ist es noch genau dieses Kissen. Ein anderes Kissen liegt hier in meinem Zufluchtszimmer – nein, das ist nicht gewaschen. Das Seitenlagerungskissen liegt auf dem Sofa. Was ist Zeit?

Wie das Leben mit Jürgen jetzt aussehen würde weiß ich nicht. Er hätte sich verändert und ich habe mich verändert. Ich bin noch hier, bin übrig geblieben, Kompromissloser sicherlich, klar sortiert was ich möchte. Sicher es gibt immer wieder Momente da stampfe ich kräftig auf, na und?!? So vieles fällt schwer und ist nicht jeden Tag möglich. Und doch wird manches wieder möglich.

An die Urlaubsorte vom anderen Leben möchte ich zum heutigen Zeitpunkt noch nicht gehen. An Jürgens 50. Geburtstag werde ich vielleicht eine Reise in die Vergangenheit machen, weil wir abgesprochen haben, daß wir dort an seinem 50. Geburtstag sein werden, aber das sind noch 6 Jahre hin.

Gedanken mal „aussprechen“ dürfen und zu wissen, hier kommt es richtig an. Ist es nicht schön, daß es diesen Ort hier gibt?!

Euch allen einen großen Knuddler.

Grüßle
Bruni
Mit Zitat antworten