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Alt 20.07.2007, 23:25
ulla46 ulla46 ist offline
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Standard AW: Gott, Glaube und Krebs....

Ich möchte gerne eine Begebenheit aus meiner Therapiezeit erzählen. Mein Krebs (Speiseröhre, T4, inoperabel) wurde mit 12x Chemo und anschließend 6 Wo Bestrahlung inkl. 1 Woche stationärer Chemo behandelt. Nach dieser letzten Chemo brahc mein Körper völlig zusammen. Nichts ging mehr, weder Essen noch Trinken und ich dachte, jetzt sterbe ich. Ich kam als Notfall ins Krankenhaus und wurde eine Woche aufgepäppelt mit Infusionen, Blutkonserven usw. An eine Weiterführung der Bestrahlung war nicht zu denken (sie fand in einer Uniklinik in einer anderen Stadt statt). Die Ärzte versuchten, mit allen Mittel, mich davon zu überzeuge, die Bestrahlung fortzuführen, weil ansonsten der bis dahin so gute Erfolg (Totalremission) gefährdet wäre. Ich habe mich zunächst geweigert, bis es mir nach 6 Tagen auf einmal besser ging und ich einverstanden war, dass eine neuer Bestrahlungstermin festgelegt wurde. Ich wurde also nach Hause entlassen und fuhr 2 Tage später mit dem Taxis zur Bestrahlung. Man musste dort nie lange warten und kannte mit der Zeit die Patieten, die etwa zur gleichen Zeit bestrahlt wurden. ZU diesen gehörte auch ein etwa 8 Jahre alter Junge, der im Rollstuhl saß und von seiner Mutter begleitet wurde. An diesem Tag war er alleine (!) da und wartete neben mir. Irgendwie kamen wir ins Gespräch und ich fragte ihm, warum er bestrahlt würde. Er hatte einen Knochenkrebs, der schon seit Monaten behandelt wurde und zur Lähmung geführt hatte. Er erzählte mir seine Krankengeschichte so, wie es ein Prof. nicht besser hätte machen können inkl. aller med. Fachbegriffe. Und zum Schluss sagte er mir strahlend: So, jetzt noch 4 Monate Behandlung, dann ist der Krebs weg. Das weiß ich. Mein Schutzengel sorgt dafür.
Ich habe den Jungen die ganze Zeit nur mit großen Augen anschauen können und war sprachlos. Und dann habe ich mich geschämt, dass ich drauf und dran gewesen war, aufzugeben während so ein kleines Kind in einer vielleicht schlimmeren Lage so viel Mut und Zuversicht zeigte. Für mich war das ein Wink des Himmels und ich habe den Rest der Therapie ohne Probleme hinter mich gebracht.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
Ulla

PS: Meine Signatur steht für diese Begebenheit
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SPK 2005, ED T4, Nx, Mx, G2. Chemo und anschl. Chemoradiatio bis Ende 2005. Seitdem ohne Befund.
www.mein-krebs.de

Geändert von ulla46 (20.07.2007 um 23:28 Uhr)
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