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Alt 19.08.2007, 01:46
meinedrei meinedrei ist offline
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Standard AW: Habe Angst ihn zu besuchen - sollte ich?

Liebe Andrea, wieso sorry...? Danke.
Bei mir muss ja auch erst mal alles reifen und ich drehe täglich die Gedanken hin und her.
Schau, es ist so hart, besonders in dieser Zeit, nicht dazu zu gehören.

Nun muss ich noch eine Katze aus dem Sack lassen... ich habe es bisher nicht erwähnt, weil ICH es nicht so empfinde - er ist mein Adoptivvater.
Meinen Erzeuger kenne ich nicht, er hat meine Mutter verlassen als ich 10 Monate alt war.
Als ich 5 Jahre alt war, wurde ich von meinem "jetzigen" vater adoptiert. Ich spreche von ihm (und denke von ihm) nur als meinem Vater, ich hatte ja keinen anderen.

Zu seinen eigenen Kindern hat er Kontakt, auch da war nicht immer alles leicht, aber ich denke nicht, dass er mit ihnen so gebrochen hätte wie mit mir.
Ich will keine Schuldzuweisungen machen, aber ich habe nie die Tür zugeschlagen sondern ich bin meisten gegen geschlossene Türen bei ihm gerannt.

Und nun sitze ich vor diesem ganzen Trümmerhaufen und denke - ich bin halt doch nicht sein richtiges Kind, denn sonst hätte er mir doch zu verstehen gegeben, dass er mich braucht oder ich hätte es gefühlt.

Das tut weh, trotz allem, und besonders schmerzt mich, dass seine "richtige" Familie um ihn herum ist und ich irgendwie nur am Telefon rausquetschen kann, was los ist.

Meine Geschwister schließen mich nicht mit Absicht aus, aber sie sind gedankenlos und können sich nicht vorstellen, wie es ist, das alles mitzubekommen und doch kein Teil zu sein.

Sie sind ja die richtigen Kinder - ich bin das Adoptivkind, aber ich hatte das selbe Elternhaus wie sie... zeigt sich nun der feine Unterschied?

SIE werden von seiner Lebensgefährtin angerufen und informiert, wenn sie ihn mal ein paar Tage nicht gesehen haben.
Sie verarbeiten die Info und denken nicht weiter... ich hänge dann nach ein paar Tagen am Telefon und frage "und? was kam raus? wie gehts weiter?" und habe dann auch noch das Gefühl, lästig zu sein.

Diese Bitternis kam erst vor ein paar Tagen, denn als es ihm noch nicht gar so schlecht ging, da war es ja ok, wenn man vielleicht 1 Mal pro Woche was gehört hat.

Aber nun sagt man mir, dass die Chemo abgebrochen wurde; er ist jetzt vom Palliativzentrum in die Onkologie aufgenommen worden...
ja, und dann???? wie gehts ihm? aus, ende, keine Info mehr.

Ich würde gerne (täglich) wissen, wie sich sein Zustand ändert, aber wenn ich dann z.B. höre, wer sich alles bei ihm versammelt (Tanten und Cousinen, Geschiwster usw), dann schmerzt es schon, nicht zu ihm "eingeladen" worden zu sein. Nicht von ihm und vor allem auch nicht von seiner Frau, die ihn doch am besten kennen müsste?
Von ihr kam auch nie ein "könntest du dir vorstellen, ihn zu besuchen? er würde sich freuen".

Ich erinnere nur an unseren Termin, den mein Bruder vorantrieb, als sie sagten... uuuhhh... das wäre aber schlecht, das Wochenende.
Wenn sich meine Tochter, die ich seit 17 Jahren nicht gesehen habe, ankündigt, dann ist mir das wichtiger als ein Besuch bei meiner Schwester, die ich sowieso öfters sehe. Sie sind die Woche davor noch seine Schwägerin besuchen gefahren, die wohnt in Köln, 550 km entfernt, also ging es ihm da nicht so schlecht.

Klingt eingebildet, aber ich finde, das hat doch Berechtigung.

Vielleicht kämpfe ich nur so mit mir, weil mich die Zurückweisung schmerzt.
Dabei fühle ich nicht anders als die meisten Töchter fühlen würde, wenn ihr Vater so krank ist - ich leide, ich weine, er tut mir so leid und ich bedaure all diese verpassten Gelegenheiten.

Langsam frage ich mich, ob vielleicht ICH den Besuch brauche.

Sorry für all diese wirren Postings, aber es dauert seine Zeit, bis sich die Gedanken sortieren.

Danke fürs zuhören.
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