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Alt 09.10.2007, 10:48
*gerhard* *gerhard* ist offline
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Liebe Angelika,
liebe Leser,

ich kann Euch nachfühlen. Ich habe selbst metast. Nieren-Ca. und bin wie viele von uns vom Tode bedroht. Trotzdem möchte ich Euch kurz und ganz spontan Folgendes sagen:

Meine Einstellung zum Tod hat sich in den letzten 2 Jahren sehr grundlegend gewandelt. Gerade in den ersten Monaten, nachdem ich die niederschmetternde Diagnose erfuhr, war ich manchmal depressiv und wie gelähmt. Und es fiel mir oft schwer, zu meinen Kindern und meiner Lieben die richtigen Worte zu finden. Das gilt sicher auch umgekehrt. Diese "Wandlung" dauerte fast ein Jahr.

Rückblickend möchte ich sagen, dass dieser Prozess (für mich!) ungeheuer wichtig und geradezu befreiend war: Zu wissen und es zu akzeptieren, dass wir alle sterblich sind. Dass dies jederzeit geschehen kann. Und dass es der natürlichste Vorgang der Welt ist.

Ich habe meine Dinge geregelt und empfinde seit vielen Monaten mein ganzes Leben geradezu federleicht! - Ich kämpfe überhaupt nicht! Ich genieße jeden einzelnen Tag und freue mich viel, auch und gerade über Kleinigkeiten. Ich kann emotional unberührt über die Zeit sprechen, wenn ich einmal nur noch Erinnerung sein werde. Die Hektik des Alltags, die früher mein Leben so oft bestimmt und geprägt hat, ist vollkommen verflogen. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass jetzt, wo der Tod für mich jeden Schrecken verloren hat, er sich noch einige Jahre Zeit lässt, bevor er zu mir kommt.

Vielleicht geben Euch diese Worte ein wenig Trost, vielleicht ein wenig Anleitung zum Nachdenken darüber, wie ihr möglicherweise Euren Lieben und auch Euch selbst den Prozess des Abschiednehmens leichter machen könnt. Das wünsche ich Euch.

Alles Liebe


Gerhard
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