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Alt 03.01.2008, 21:24
Kerstin Kerstin ist offline
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Standard AW: Zum Sterben nach Hause

Hallo Manuela,

du hast geschrieben: "Ich werde mit dem Herzen handeln" und genau das ist richtig. Du kennst deinen Papa am besten und du kannst ihm eine Freude machen, ihm beistehen, mit ihm reden, ihn streicheln, die Hand halten oder ihm zuhören. Es heißt so oft, dass man noch alles reden soll, was einem auf dem Herzen liegt. Aber gerade in solchen Situationen ist es oftmals schwierig, gerade das zu tun. Du hast Angst, deinen Papa zu verlieren und vor allem vor dem wie und dein Papa wird auch spüren, dass seine Kraft zu Ende geht. Manche Menschen verschließen sich, möchten nicht über Tod oder über die Zeit bis dahin und danach reden. Auch wenn man danach denkt, es wäre noch so viel zu bereden gewesen, man kann - ist meine Meinung - niemand dazu zwingen. Meine Mom möchte auch nicht reden, sie ist hoffnungsvoll, dass sie noch eine längere Zeit hat. Diese Hoffnung möchte ich ihr nicht nehmen. Wir haben in den vergangenen 3,5 Jahren zusammen gekämpft und viele Gefühle miteinander geteilt. Das Thema Sterben und was damit zusammen hängt, wollte meine Mom nie ansprechen. Ich habe ihr gesagt, dass sie ihre Gedanken und ihre Ängste nicht alleine leben muss, dass sie reden darf, wenn sie will und wenn sie das nicht will, dann akzeptiere ich das und wir müssen eben dann, wenn es so weit ist, diverse Dinge alleine entscheiden. Wenn ich sie jetzt z.B. fragen würde "Mom, wie willst du beigesetzt werden", hätte sie das Gefühl, dass ich sie aufgegeben habe und da sie sich noch nicht aufgegeben hat, werde ich sie das nicht fragen. Mir wäre leichter ums Herz, wenn ich ihre Wünsche kennen würde, aber damit werde ich fertig werden.

Sorry, ist lang geworden Was ich dir aber auf jeden Fall noch sagen will: du schaffst das, deinen Papa zu begleiten, da bin ich mir sicher. Ich kenne dich zwar nicht, aber du machst dir Gedanken darüber und deshalb wirst du jeden Tag wieder Kraft schöpfen, auch wenn du manches mal denken wirst, du kannst nicht mehr.

Ich wünsche dir viel Mut und Kraft, halt die Öhrchen steif.

LG
Kerstin
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Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist

Wir hatten ein kleines Wunder. Meine Mom hat dem Mistkerl fast 3,5 Jahre die Stirn geboten. Am 17.01.08 hatte meine Mom keine Kraft mehr zu kämpfen. Sie hat nun ihren Frieden und keine Schmerzen mehr. Ich bin stolz auf meine Mom.
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