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Alt 29.01.2008, 10:44
Zagorka Zagorka ist offline
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Standard AW: Trauer - Wie soll ich mich verhalten?

Liebe Manu,

ich hab´ gestern nach der Arbeit mit meinem Bruder gesprochen. Er findet auch, dass ein Arzt das Beste für meine Mutter wäre... nur hat er genau wie ich auch totale Angst vor ihrer Reaktion. Er selbst war auch kurz nachdem Papa uns verlassen hat beim Hausarzt... dieser hat mit ihm ein längeres Gespräch geführt und ihm Beruhigungstropfen verschrieben. Nach kurzer Zeit ging es ihm wieder gut.

Allerdings können wir nicht ohne Mama zum Doc gehen... sie würde uns nie verzeihen wenn wir das hinter ihrem Rücken tun und außerdem meint er, würde der Arzt auch nicht drauf eingehen.


Hallo Nicole,

auch meine Mama geht noch arbeiten, allerdings nicht Vollzeit... sie ist bei einer Putzkolonne eines relativ großen Unternehmens beschäftigt und arbeitet unter der Woche abends jeweils 1 Std. und 50 Min. Weil diese Firma in unserer Straße ist, ist sie nicht lange von zu Hause fort.

Täglich auf den Friedhof gehen ist leider nicht möglich, denn Papa war Kroate und wollte unbedingt in seiner Heimat beerdigt werden.

Auch das Argument "das hätte Papa sicher nicht so gewollt" zählt bei ihr gar nicht, denn in diesem Punkt waren sich meine Eltern sehr ähnlich: Sie haben sich immer eine brave Tochter gewünscht, die am Rockzipfel ihrer Eltern hängt und jede freie Minute nur mit ihnen verbringt. Wobei Mama aber immer die Extreme von Beiden war. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass die Umstände meiner Geburt nicht sehr einfach waren... Meine Eltern waren damals 5 Jahre verheiratet und musste davor bereits 2 Fehlgeburten verkraften. Auch die Schwangerschaft mit mir war sehr kompliziert, meine Mutter musste die letzten 6 Wochen vor der Entbindung im Krankenhaus liegen. 2 Jahre nach meiner Geburt erlitt sie ihre 3. Fehlgeburt. Der Arzt riet ihr, nicht mehr schwanger zu werden weil sie ihr Leben ernsthaft aufs Spiel setzen würde. Anfangs hielt sie sich daran... aber 1.) drängte meine Oma väterlicherseits auf einen Sohn, 2.) konnte ich nicht verstehen, warum die anderen Kinder im Kindergarten alle Brüder und Schwestern hatten, nur ich nicht und 3.) wollten meine Eltern mich nicht alleine zurücklassen und unternahmen deshalb noch einen Versuch. Knapp 5 1/2 Jahre nach meiner Geburt kam dann mein Bruder gesund und putzmunter auf die Welt .

Mit meiner Mama zu reden ist nicht einfach... sie explodiert immer und so schnell und wird dann sehr laut. Und sowas kann sie wirklich den ganzen Tag durchziehen, selbst wenn wir uns in unsere Zimmer zurückziehen, kommt sie hinterher und macht uns weiterhin Vorwürfe.


Hallo Ela,

du kannst wirklich froh sein, dass dein Papa so eine tolle Einstellung hat. Ich nehme mal an, die hatte er bestimmt schon als deine Mama noch gelebt hat. Meine Mama war nämlich schon immer total abhängig von meinem Papa und uns Kindern. Ein selbständiges Leben hat sie nie geführt, sie kennt sowas gar nicht. Auch heute lästert sie gerne noch über Frauen, die Hobbies haben welche sie ohne ihre Männer ausüben... sie hätte es niemals gewagt, abgesehen vom Einkaufen oder Arztterminen das Haus ohne Papa zu verlassen. Nicht, dass er es ihr verboten hat... ist halt die Einstellung vieler Frauen dieser Generationen in unserer Heimat.

Der Satz "jeder trauert anders" ist mir sofort aufgefallen... Meine Mutter hat jetzt bis das Trauerjahr vorüber war jeden Tag schwarz getragen und im Esszimmer neben seinem Bild Teelichtkerzen für ihn angezündet. Finde ich in Ordnung, zünde ja selbst manchmal eine Kerze an. Aber sie hat eben auch probiert uns vorzuschreiben, wie wir trauern... z. B. hat sie wenige Wochen nach seinem Tod uns Kindern vorgeworfen, wie wir es wagen könnten zu lachen. Wir hatten eine lustige Sendung im TV gesehen und konnten nicht anders. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir Papa vergessen haben.

Auf jeden Fall danke ich auch allen für eure lieben Worte... .

LG Zagorka
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