Thema: Stammtisch
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Alt 05.02.2008, 21:49
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AndreaS AndreaS ist offline
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Registriert seit: 09.02.2005
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Standard AW: Stammtisch

Hallo zusammen,

nein, es geht mir nicht wirklich schlecht, nicht so wie sonst, wenn das Tier mich im Griff hat. Das Wochenende war ok, das endlos lange Telefongespräch mit meiner Freundin hat noch immer Wirkung im Positiven.

Und doch, die Tage, manche Tage, bestimmte Tage, sie beamen dich zurück. Wie war es damals, unfassbar vier Jahre liegt es zurück. Claus ging es seit längerer Zeit nicht so gut, Erkältung nicht auskuriert, als Kleinunternehmer üblich, Krankenschein unmöglich. Ich bin nun auch nicht gerade der ganz ängstliche Typ, mein Gott, es geht einem halt mal nicht so gut, und eine Erkältung dauert auch mal etwas länger, wenn man sich keine Ruhe gönnt. Oder? Aber irgendwann war dann auch bei mir die "Zusehschmerzgrenze" erreicht und es kam zu dem Gespräch. Zu dem fürchterlichsten Gespräch, das ich je in meinem Leben geführt hatte. Das Gespräch, das für mich noch heute "Abschiednehmen" bedeutet. Nein, es war nicht sein Sterbetag, es war der 04. Februar 2004 an dem meine heile Welt zusammenbrach.

Er gestand mir, dass er einen Verdacht hatte, dass es nicht "einfach eine starke Erkältung" ist. Und ich war entsetzt und fragte, wie lange er sich bereits mit diesem Gedanken rumquälte und warum er mir um Himmels Willen nicht früher etwas gesagt hatte. Und seine Antwort, ganz spontan, ganz ruhig und mit liebenden Augen, die mich ganz fest ansahen: "Weil ich deine Unbeschwertheit nicht verlieren wollte..."

Und wie recht er hatte. Meine Unbeschwertheit, ja, sie war weg. Hat sich in Luft aufgelöst und es hat fast drei Jahre gedauert bis ich sie ansatzweise wiedergefunden hatte. Mit meinem ersten wirklichen Lachen nach dem Tag X gemeinsam mit meinen beiden liebsten Menschen der neuen Zeitrechnung...

Und so schaue ich seit gestern zurück, erinnere mich an die Zeit, die nun begann. Die panische Suche nach der Ursache. Die schrecklichen Stunden in den Wartezimmern, die Erleichterung wenn der Befund mal wieder negativ war. Bis hin zu dem Tag, als "etwas" gefunden wurde.

Ich bin ein Meister im Verdrängen. Meine Seele schützt mich noch immer. Den Weg der folgenden 8 Monate, ohne Kalender kann ich ihn nicht mehr nachvollziehen, jedenfalls nicht im einzelnen. Aber dieser 4. Februar, unser Gespräch unser gemeinsames Weinen unsere Verzweiflung um unser Leben und unsere Liebe, daran werde ich mich mein Leben lang erinnern. Und die Erinnerung wird mich unterschiedlich einholen. Mal gnädig, mal unbarmherzig, je nachdem.

Nein, es wird nicht vergehen. Die Bilder werden lebendig bleiben und auch ich bin der Meinung: Das ist auch gut so. Ich möchte sie nicht verlieren, möchte mich für immer an diese innige Zeit der bedingungslosen Liebe erinnern, an möglichst jeden Blick und ja auch an seinen letzten, der alles andere als
furchteinflößend war, der friedlich und hoffnungsvoll erstaunt in meiner Erinnerung eingebrannt ist. So, als hätte er was schönes gesehen....

Ok, stellen wir einen Korb an den Rand des Trauerlochs und jeder tut was rein. Schokolade? Crémant oder Rotwein?




Kommt gut durch die Nacht , mit euren Lieben tief im Herzen.

LG
Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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