Einzelnen Beitrag anzeigen
  #94  
Alt 09.04.2008, 09:48
Annika0211 Annika0211 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.02.2008
Beiträge: 884
Standard AW: Ich komme gerade von Papa!!!

Hallo, Nina.
Ich kann mir deine Gefühle nur begrenzt vorstellen.
Du hast jetzt zwei Menschen, deren Schicksal dich stark beschäftigt und dir Angst macht.
Man, ich weiß grad gar nicht, wie ich dich aus deinem Tief wieder rausholen kann...
Mehr, als dir Mut zuzusprechen und dir ein Stück meiner Kraft zu schicken, kann ich leider nicht.
Aber du wirst sehen, dass du sicher bald ein Lichtchen im Dunkeln sehen wirst.

Das dein Papa Morphium bekommen hat, sieh bitte so:
Wenn er das bekommt, muss er keine Schmerzen leiden!!!
Und das sollte das Wichtigste sein, wenn es um die Qualität des Lebens deines Papas geht - mehr können die dort leider nicht tun - das ist ja der Hospiz-Gedanke...
Es ist ein psychisch schmerzlicher Weg, den du da grade gehen musst und es tut mir so leid.

Ich denke, deine Kraftreserven sind so erschöpft, weil du dich so vielem widmen willst und kein positives Feedback bekommst, kein Ergebnis. Das schlaucht sehr.
Gib den Kampf niemals auf. Heul dich aus, schrei deine Wut raus und „renn auch mal mit dem Kopf durch die Wand“ – manchmal brauch man auch das, damit man sieht, dass es weitergeht.
Es tut mir so leid, dich so leiden zu „lesen“. Ich möchte dich gerne in den Arm nehmen und dich ablösen bei deinen Sorgen.
Ich kann dich verstehen, dass du sagst, du willst einfach nicht zu ihm fahren – du hast Angst, ihn in einem schlechten Zustand zu sehen. Dir geht es eigentlich gut, wie du schreibst, weil du verliebt bist und mal etwas Abstand bekommen hast. Ich glaube aber, wenn du bei ihm bist und es ihm schlecht gehen sollte oder er den Eindruck auf dich macht, dann bekommst du wieder Kraft, die du ihm geben kannst. Woher die kommt, weiß ich auch nicht.

Bei mir war es auch oft so, dass ich nach einer guten Nachricht am liebsten nicht nach Hause gefahren wäre – ich hatte Angst, dass der Zustand wieder zusammenbricht, weil ich nicht wusste, wo ich die Kraft hernehmen sollte. Aber ich hatte so starke Sehnsucht nach ihm und wenn ich gemerkt habe, dass es ihm nicht gut ging, hab ich einfach „drumrum“ geredet, er musste nicht antworten, ich hab einfach erzählt und mit meiner Mama gesprochen, damit er einfach nur zuhören konnte.
Wie ich dann zu mir nach Hause gefahren bin, habe ich schon im Auto geheult.
Die Verzweiflung hat nicht aufgehört, die Angst war immer da, die Tränen kam, wann sie wollten.
Hilflos, Ratlos, Lustlos, Mutlos, Hoffnungslos – das waren meine ständigen Begleiter, die ich bitte nie wieder sehen will!!!!!
Und doch ging es irgendwie weiter. Ich wollte nie aufgeben, dem Papa zu zeigen, dass ich eine ganz Starke bin! Das mich nix so schnell umhaut!
Er hat ja nicht gesehen, dass ich nachher geweint habe, nachher wie ferngesteuert durch die Gegend lief... er sollte es auch nicht sehen, weil ich nicht wollte, dass er sich um mich Sorgen machen muss.
Aber er kannte mich sehr gut und wusste, dass ich beim kleinsten Ding weine und es mir schlecht geht.
Ich konnte es irgendwie nicht gut vor ihm verbergen. Ich sah auch immer dementsprechend zerstört aus, wenn mich sein Zustand gezeichnet hat.
Aber der Papa war so tapfer - ich denke, wie deiner!!!! - und hat mir noch Mut gemacht und mich aufgebaut!!! In seinem Zustand... dann hab ich mich geschämt, weil ich einen so schwachen Eindruck auf ihn zu machen schien... Ich sollte doch diejenige sein, die ihn aufbaut und ihm Mut gibt...
Jaja, mein Papi , mein Sonnenschein, mein Engel...

Liebe Nina, denk bitte nicht an solche Sachen wie Drogen oder deinen Tod.
Ich denke, du meinst das nicht wirklich so und es ist dir einfach so in den Kopf gekommen, weil du das Gefühl hast, dass dir sonst nichts hilft, aus dem Dilemma zu fliehen.
Du wünschst dich ganz weit weg von hier, weg von deinen Ängsten, deinem seelischen Leiden, weg vom ewigen Auf und Ab, Hin und Her...
Natürlich darfst du deine Gedanken schreiben, ich versteh das auch, aber bitte setz die nicht in die Tat um. Du wirst gebraucht – von deinem Dad und deinem Freund.
Gib bitte dein „Kümmern“ um deinen Dad nicht auf – er braucht dich so sehr.
Es wird auch für dich wieder die Zeit kommen, in der du dein ICH leben kannst. Im Moment wirst du aber woanders gebraucht. Und ich bin mir sicher, du kommst da auch durch. Du schaffst das.
OK, man muss sich einfach mal Luft machen, bevor man droht zu zerplatzen. Aber du wirst irgendwo in dir drin, wenn die ganze Wut und die Angst erstmal rausgehauen wird, noch Kraftreserven finden, die dir helfen, den beiden Lieblingen zu helfen.

Ich umarm dich und heb dir dein Köpfchen, der Sonne entgegen...

Zweifle nicht
am Blau des Himmels,
wenn über deinem Dach
dunkle Wolken stehen.

(Verfasser ist mir leider nicht bekannt)
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007

Geändert von Annika0211 (09.04.2008 um 09:56 Uhr)
Mit Zitat antworten