Hallo Ihr lieben Nestbewohner,
erinnert Ihr Euch noch dunkel an mich?
Ja, ich weiß, ich bin schlecht, böse, garstig, mich nicht mehr zu melden, aber es gab einfach zu viel und ich wollte auch nicht nur zwei Sätze schreiben.
Mein Vater war eine sehr autarke Persönlichkeit und machte alles allein, auch die Finanzen.
Insofern muss sich jetzt meine Mutter durch jede Menge Aktenordner durchwühlen und ich versuche, ihr dabei zu helfen. Aber allein, was die Behörden alles wollen, kann einen schon Tage kosten.
Aber genug davon. Ich hoffe, jetzt wieder bei Euch "eintauchen" zu können und mehr zu schreiben.
Mir geht es im Grunde gut, bin zwar noch schlapp, aber kann immerhin doch längere Spaziergänge machen, die Socken alleine anziehen und in die Hose springen, ohne mich dazu setzen zu müssen. Da ich das Cortison recht stark reduziert habe, bin ich darüber ganz zufrieden.
Ich hatte ja geschrieben über die Lungenentzündung samt Embolie usw. Das begann ja mit Rippenschmerzen und war lebensgefährlich.
Aber all das wurde extrem schnell kuriert.
Nun bekam ich aber am letzten Freitag wieder Schmerzen an den Rippen. Diesmal an einer völlig  anderen Stelle und nicht so intensiv, wie beim letzten mal, eigentlich nur hin und wieder lästig bei bestimmten Bewegungen.
Aber gebranntes Kind scheut das Feuer und insofern war ich vorsichtshalber am Montag bei meinem Hausarzt.  
Der horchte und klopfte alles ab, machte ein EKG und zapfte mein Blut. Das Resultat kam heute - alles in Ordnung, sogar besser, als das, was man durch das Cortison erwarten konnte.
Es ist also sicher nicht wieder eine Lungenentzündung - vielleicht nur irgend etwas, was mit Nerven zu tun hat.
Morgen bin ich wieder in der Tagesklinik und mal sehen, was mein Onkologe meint.
Übrigens - nur mal, damit Ihr seht, wie Ärzte auch sehen können...
Er sagte je, mein Krebs bestünde aus einem Hauptteil, der aber nicht mehr aktiv sei und mit dem man nichts zu machen brauche und einem Anhängsel, von dem man das nicht genau weiß.
Dieses Anhängsel nannte er Panhandle (übersetzt:Pfannenstiel).
Panhandle ist vor allem in den USA ein gebräuchlicher Ausdruck für Staaten, die quasi einen Wurmfortsatz haben. Oklahoma ist z.B. ein Rechteck, aber ein schmaler Streifen zieht sich über den Norden von Texas. Bekannt ist auch der Caprivi-Strip in Namibia.
Nun ja, er war erstaunt, als ich als Beispiel Oklahoma nannte und im weiteren Gespräch sagte er dann, er hätte in 4 Jahren 48 US-Staaten besucht und würde es wohl noch schaffen, eine Karte mit allen US-Staaten zu zeichnen.
Ich war dann leichtsinnig und meinte, vielleicht würde ich das auch hinbekommen (eins meiner Hobbys sind Karten, Weltatlanten).
Darauf sagte er, wenn die Zeit nicht drängt, sollten wir einen kleinen Wettkampf im Zeichnen einer USA-Karte machen. 
Und das war nicht so dahin gesagt.
Es gibt sicher nicht viele Ärzte, die derartiges oder vergleichbares machen würden, aber auch sowas gehört zum Bereich Vertrauen. Menschlichkeit, Zuwendung.
So - eigentlich wollte ich Euch jetzt alle einzeln begrüßen, aber ich habe noch nicht alles nachgelesen.
Ich hoffe nur, dass ich beim Nachlesen nicht zu viel Trauriges finde. 
Jedenfalls drücke ich erstmal allen lieben Nestbewohnern prophylaktisch alle verfügbaren Daumen.
Bis bals ganz liebe Knuddelgrüße von Eurem
Wolf 
