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Alt 31.08.2003, 23:13
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Standard mein papa ,ein tapferer mensch

Liebe Tina,

wie geht es dir? (Eine Frage, die ich in der Zeit kurz nach dem Tod von Papa oft gehört habe, und eigentlich gab es hierauf nie eine pauschale Antwort, weil ich es nie richtig beschreiben konnte, meistens habe ich „ganz gut“ gesagt, einfach um niemanden in ein längeres Gespräch zu verwickeln. Naja, und damit haben sich auch fast alle zufrieden gegeben. Ich möchte jedoch wirklich wissen: wie es dir geht??)

Das ist wirklich komisch mit dem Traum. Du beschreibst es so, dass es dir vorkam, als ob er auf eine Durchreise gewesen wäre, und dass er gut und gesund ausgesehen hat. Als ich einen solchen Traum hatte, da war es so, dass Papa auch gesund aussah, irgendwie um einiges jünger. Und komischerweise, war er in einem mir bekannten Haus (nicht unserem) und saß auf einer Art „Lager“ – daran musste ich mich sofort erinnern, als ich das Wort „Durchreise“ las… Hmmmm

Bei meinem Papa war es ähnlich wie bei deinem, er hat nie über die Krankheit gesprochen, nur war es bei ihm auch so, dass er eigentlich selbst auch überhaupt nichts darüber wissen wollte. Er war so überzeugt, dass er es schafft. Es war so, dass meine Mama und ich immer genau soviel wussten, wie viel die Ärzte uns erzählt haben. Wir wissen bis heute nicht, wie viel er wusste. Ich kann nur spekulieren, und manchmal glaube ich auch, dass er es gewußt haben muss - Das macht mich so wahnsinnig traurig.

Ich habe auch große Angst vor Weihnachten (und einen Monat vorher ist Papas Geburtstag) Bis jetzt hab ich alle Gedanken daran verdrängt, aber irgendwie rückt das ja immer näher und mir graut davor…

Das deine Mama so leidet, tut mir wahnsinnig leid. Es ist zudem so schlimm, wenn zu der eigenen Trauer auch die Sorge um die Mama hinzukommt. Hat sie denn irgendeine Art Ablenkung? Ich glaube, meiner Mama hat es die ersten Wochen sehr geholfen, sich voll in Arbeit zu stürzen. Auch wenn es ihr, glaube ich , unheimlich schwer gefallen ist, hat sie versucht sich abzulenken. Sie geht z.B. einmal die Woche zum Saunen oder trifft sich mit Freundinnen. Uns beiden hat es wohl auch geholfen, zusammen in den Urlaub zu fahren. Wir haben einfach versucht, gemeinsam ein bisschen abzuschalten – viel reden, aber auch weinen. Vielleicht wäre das ja auch was für euch? Vielleicht wäre ja auch das Buch von Kübler-Ross was für sie. Ich hatte meiner Mama das und noch ein anderes geschenkt – sie hat sie beide gelesen, und ich denke für den Moment fühlt man sich nicht mehr ganz so alleine und verzweifelt. Die Idee mit dem Welpen finde ich persönlich auch sehr schön. Ich glaube schon, dass so etwas helfen kann, einfach, weil eine Aufgabe und ein Halt da ist, und außerdem ist dann auch rund um die Uhr „jemand“ bei ihr. Ich glaube, dass kann in manch traurigen Stunden trösten. Ich hatte auch überlegt, ob ich meiner Mama einen kleinen Hund schenke (unser Hund ist leider vor zwei Jahren gestorben), aber ich hatte den Eindruck, dass sie das noch nicht möchte. Schade. Vielleicht findest du ja noch heraus, ob es für deine Mama noch zu früh ist. Habt ihr denn einen Hund im Freundes- oder Bekanntenkreis, den du mal „leihen“ könntest? Dann könntet ihr ja mal einen Spaziergang machen, bei so etwas findest du bestimmt heraus, wie sie dazu steht.

Ojeh ojeh, so viele Ratschläge, ich hoffe, ich überrumple dich nicht damit.

Ich wünsch dir eine gute Nacht.

Hoffe, bis bald.

Liebe Grüße Cas

PS: Manchmal gibt es wirklich Zufälle – mein Papa war früher auch DJ.
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