Herceptin
Hallo Jeanette,
Robie hat völlig recht: bisher gilt allgemein, dass Herceptin bis zu einem Progress der Erkrankung zu geben ist. Sollte ein Fortschreiten des Krebses unter Herceptin stattfinden, ist neu zu entscheiden. Ist die Therapie erfolgreich, sollte man alles andere tun als sie abzusetzen ('Never change a winning team!'). Schon gar nicht nach soooo kurzer Zeit wie in Deinem Fall! Das würde ich als grob fahrlässig bezeichnen! Ich persönlich würde mich auch in meinem Fall im Moment noch mit Händen und Füßen gegen ein Absetzen wehren. Sag' ich ganz ehrlich! Vielleicht sehe ich das irgendwann einmal anders, z.B. wenn - was ich mir durchaus vorstellen kann - nach 4,5,6 Jahren keinerlei Progression der Erkrankung stattgefunden haben sollte.
Zum Glück hat ein Absetzen bisher noch nie konkret im Raum gestanden, wenn meine Ärzte und ich auch jedes Jahr mindestens 1x das Thema auf den Tisch bringen. Meine Ärzte sagen auch: es wäre selbst nach nunmehr 3 Jahren Herceptin ein zu hohes Risiko, das wir eingehen würden! Meine Krankenkasse hat meines Wissens bisher keinerlei Probleme gemacht. Ich bin allerdings auch in der onkologischen Ambulanz einer Uni-Klinik in Behandlung - nicht bei einem niedergelassenen Arzt. Vielleicht spielt das ja eine Rolle? Ich weiß es nicht, könnte es mir aber vorstellen.
Noch kurz eine Anmerkung zu dem Thema 'Herceptin und Rezidive', das Robie angeschnitten hat:
In der Phase vor der Zulassung von Herceptin kam das Medikament im Rahmen von Studien vor allem bei Frauen mit bereits sehr weit fortgeschrittenen Erkrankungen zum Einsatz. Außerdem kam es für viele Frauen bei und nach seiner Zulassung im August 2000 sicher zu spät. Zudem werden ja leider noch immer (und in Zukunft mit Sicherheit erst recht, betrachtet man die laxen Nachsorgeleitlinien) oft Metastasierungen viel zu spät, also wenn sie bereits sehr ausgedehnt sind, entdeckt! Je mehr Tumormasse, desto schwieriger ist das in den Griff zu bekommen - selbst mit einem hochwirksamen Medikament wie Herceptin! Das ist eigentlich logisch. Daher gilt bisher auch: es verlängert lediglich den Abstand bis zum nächsten Rezidiv. Es gibt bisher zu wenig sichere Erkenntnisse darüber, wie sich Herceptin bei Fällen wie z.B. mir (es klingt so, als ob Du so ein ähnlicher Fall bist) langfristig auswirken wird. Oder bei adjuvantem Einsatz für Risikopatientinnen. Hier müssen dringend Studien gemacht werden. Aber es fehlen auch einfach aufgrund des 'jungen' Alters des Medikaments die Langzeiterfahrungen damit in bezug auf verschiedenste Erkrankungsstadien.
Ich persönlich beurteile Herceptin für mich nachwievor als äußerst positiv. Ich bin der Überzeugung, dass es DAS Mittel der Wahl gegen meine Tumorzellen ist - und dass es mir heute mit Sicherheit NICHT so gut gehen würde, hätte ich es nicht gleich frühzeitig vor drei Jahren erhalten.
Ich wünsche Dir alles, alles Gute - und wehre Dich gegen das Absetzen zu einem so frühen Zeitpunkt mit allen Tricks und Klauen und Argumenten!
Emilia
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