AW: Tonsillenkarzinom
Hallo Spitaki,
ich gebe Dir uneingeschränkt Recht was Du über unsere Familien geschrieben hast. Was meine Frau in den Monaten geleistet hat grenzt schon an das Unmenschliche.
Von einem auf den anderen Tag stand sie ganz alleine vor einem großen Scherbenhaufen. Die Zukunft war ungewiss, wie würde es weitergehen. Sie musste weiterhin zur Arbeit gehen, sich um die Kinder kümmern, den Haushalt meistern, die Tiere (großer Hund, Katze, 2 Meerschweinchen und 4 Hüner) versorgen und für den kranken Mann bei den Besuchen im Klinikum immer eine gute Mine aufsetzen, damit dieser sich nicht noch mehr Sorgen machen muss.
Ich bin so unendlich Stolz auf meine Frau und fest davon überzeugt, dass ich das ohne ihre Unterstützung (ganz besonders die seelische) nicht so gut gemeistert hätte. Einen Vorteil hatte die Krankheit dann doch noch, die ohnehin schon große Liebe ist noch stärker geworden und wir genießen die Zeit miteinander und die mit den Kindern noch intensiver.
Meine Kinder haben die Sache ganz gut weggesteckt, lediglich meine große war ein wenig entäuscht, dass der Papa nicht die Haare verloren hatte. Sie hat nämlich in der Schule erzählt, dass der Papa bald eine Glatze haben wird. Man kann eben nicht alles haben, oder.
Kribbelig wurde es, als wir meinen Vater beigesetzt haben. Wir haben offen mit unseren Kindern darüber gesprochen, dass er an dem Krebs gestorben ist. Meine Jüngste weinte daraufhin viele Abende, weil sie Angst hatte, dass auch ich bald, wie sie sagte "eingebuddelt" werde.
Also dann bis die Tage und Tschaui
Gruß Rüdiger
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