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Alt 28.08.2008, 13:00
narnia narnia ist offline
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Standard AW: Rippenfellkrebs

Hallo alle zusammen,

mein Vater hat heute genau vor einer Woche (21.08.) und in dieser Stunde seinen schlimmsten Kampf verloren.
Ich bin unendlich traurig und noch immer im Schockzustand. Habe meinem über alles geliebten Vater 12 Stunden die Hand gehalten. Meine Mutter ist die letzten 25 Stunden nicht von seinem Bett gewichen. Er wollte glaube ich noch nicht sterben

Nun die ganze Geschichte. Mitte Januar diesen Jahres wurde mein Vater aufgrund großer Atemnot ins KH zum Röntgen geschickt. Dort wurde ein Pleuraerguss festgestellt, der dann punktiert wurde. Am 19. Jan. bat dann der Arzt meine Mutter und mich zum Gespräch zusammen mit meinem Vater. Das konnte nichts Gutes bedeuten und wir verständigten sofort meine Schwester, die sich gleich ins Auto setzte und 270 km angereist kam.
Der Arzt sagte uns, dass mein Vater Lungenkrebs hätte und sie nichts für ihn tun könnten. Mein Vater schaute dabei meiner Mutter , meiner Schwester und mir abwechselnd in die Augen. Wir bekamen die Papiere und durften ihn mit nach Hause nehmen.
Diese Diagnose konnten wir so einfach nicht akzeptieren.

10 Tage später wurde er in die Lungenfachklinik nach Bovenden-Lenglern zur genauen Diagnose gebracht. Dort vergingen 3 lange Wochen immer wieder mit den Aussagen, dass er keinen Lungenkrebs hätte. Viele Test wurden durchgeführt, die alle negativ waren. Bronchoskopie, Thorakoskopie, Gewebeproben etc. Wir haben alle so gehofft, dass die Diagnose nur ein großer Fehler war. Aber dann kam die wahre Diagnose.
PLEURAMESOTHELIOM Dieses Wort hat sich in mein Gehirn ganz tief eingegraben.
Sie haben uns dann angeboten eine Chemotherapie zu beginnen, aber wir sollten erst mal nach Hause und darüber reden.

Mein Vater hat dann im März einen befreundeten Arzt meines Schwagers aufgesucht der Chefarzt in der Lungenfachabteilung in Köln Mernheim ist. Der hat uns soviel Hoffnung gemacht. Er sagte, dass er vielleicht auch ohne Behandlung noch gute 2-3 Jahre leben gut leben könnte.
Kaum zurück begann der richtige Leidensweg. Er bekam Anfang April eine akute Thrombozytopenie (er wäre an Nasenbluten fast verblutet). Nachdem sie in unserem Kleinstadtkrankenhaus nichts für ihn tun konnten außer erfolglos Bluttransfusionen und Kortison spritzen, wurde er in die Uni-Klinik nach Göttingen verlegt. nach 14 Tagen konnte er das KH verlassen weil die Thrombozyten gestiegen sind.
Aber dann begann ein Martyrium ohne Ende. Kaum zu Hause – Lungenentzündung – Sauerstoffgerät – wieder Lungenentzündung – 1. Chemo – immer wieder Atemnot – 2. Chemo – und dann ein Magengeschwür (viell. durch das Kortison verursacht, oder was weiß ich, das sagt ja kein Arzt wirklich)
Mein Vater lag dann 16 Tage auf Intensiv. Zuerst wurde das Magengeschwür geklammert und unterspritzt, genau eine Wo später wieder Blut spucken und Blut aus dem Darm, große NOT-OP am 13.8., 32 Bluttransfusionen, ein riesiger Schnitt am Bauch. Und das große Wunder am 17.08. Er saß im Bett und sagte zu den 4 Ärzten (die um ihn herum versammelt waren, weil es es kaum fassen konnten, dass er diese OP so gut überstanden hat) „jetzt macht, dass ich nach Hause kann, mein Enkel wird nä. Wo 18!“
Das war glaube ich das letzte Aufbäumen. Am Montag war er dann ganz verwirrt und stellte ganz wirre Fragen. Am Mi. (20.08.) war dann wieder alles voll Blut im Bauch. Das Blut kam ihm aus Darm und Mund. Um die schrecklich Atemnot dazu. Meine Mutter hat dann schweren Herzens entschieden, dass er nicht mehr operiert werden soll. Ich bin dann sofort nach der Arbeit wieder ins KH. Dort haben die Ärzte in seinem Beisein gesagt, dass wir ihn friedlich einschlafen lassen wollen. Er hat alles mit angehört. Er hat genickt und geweint. Aber er wollte unbedingt nach Hause in seinen Sessel.
Ich habe ihm gesagt, dass wir bei ihm sind. Ich sagte: „ Du kannst ruhig die Augen zumachen, ich passe auf dich auf, die ganze Zeit passe ich auf, so wie du immer auf uns aufgepasst hast. Er hat genickt und unsere beiden Hände gehalten. Meine Mutter und ich waren die ganze Zeit bei ihm. Er bekam dann Morphium. Sein Herzschrittmacher gab immer wieder den Impuls zum schlagen wenn das Herz aussetzte. Was einst ein Segen war, war jetzt eine grausame Verlängerung des Sterbeprozesses. Nach 25 Stunden Kampf hat er dann keine Luft mehr bekommen. Als die Atmung aussetzte, ging alles ziemlich schnell.
Ich bin soooo traurig.
Papa du fehlst mir so unendlich!!!!

In Liebe
Dagmar
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