Meine lieben Freunde,
will Euch mal ein paar Sonntagsgrüße übermitteln. Ich hab heute einen Sandra-Tag. Will sagen meine Wohnungstür ist zu und bleibt zu - ich lag super lang im Bett und nehm mir jetzt gerade mal Zeit für Dinge die sonst so gerne liegen bleiben. Hab schon viele E-Mails heute geschrieben und mich etwas durchs Forum gelesen. Nachher will ich noch in Ruhe und ausführlich Tagebuch schreiben und mal gucken, ob heute Abend was im Fernsehen kommt, und vielleicht bestell ich mir was beim Pizza-Mann... Mal schauen. So ein Gammeltag tut mir sehr gut - merke ich doch momentan, dass ich emotional zur Zeit sehr angespannt bin. Aber auch das hat sich verändert. Ich lass das zu - ich gönn es mir quasi mit allem, was dazu gehört. Mit den ruhigen Momenten der Erinnerung aber auch mit den dazugehörenden Tränen mit
allen Emotionen die halt gerade irgendwie in mir sind.
Meine letzten drei Wochen des Trauerjahres haben begonnen. Unfassbar - bald ist mein Papa schon ein ganzes Jahr nicht mehr hier. Ich hätte anfangs nie gedacht, dass in diesem Zustand mal ein ganz Jahr in Land gehen kann. Und doch unbarmherzig geht es weiter... und auch, wenn es hart ist. Es ist gut so! Gerade eben fällt es mir natürlich schwer. Ich erlebe die Zeit mit Abstand noch mal aber ich habe gelernt, dass es so sein muss. Auch vor diesen Schritten kann ich mich wohl nicht drücken und eigentlich will ich es auch nicht. Denn ich habe entdeckt, dass hinter diesem ganzen Schmerz die Trauer auch etwas Schönes haben kann. Zwar etwas schwer- und wehmütiges aber ich denke, dass ich behaupten kann, dass sie mich und mein Leben bereichert. Nicht falsch verstehen. Mein lebender Vater wäre mir wesentlich lieber, aber das muss ich wohl gerade hier nicht erlären. Dieses Forum ist für mich eine unglaubliche Stütze. Gerade dieses sich nicht erklären müssen aber trotzdem verstanden werden. Ich hätte nich gedacht, dass es ein Austausch auf virtueller Ebene so berührend, bewegend, hilfreich und wärmend sein kann. Dafür muss ich jetzt auch mal dankbar sein, für jeden einzelnen der hier einen Teil von sich und somit von seinem Seelenleben einbringt. Aber wieder zur Sache. Ich habe gelernt was wirklich wichtig ist im Leben. Ich habe die Fähigkeit schöne Dinge anzunehmen als nicht selbstverständlich anzusehen und sie deshalb doppelt und dreifach zu genießen. Das kann ein Nachmittag mit meinem Patenkind sein, ein Vorlesen der Gute - Nacht Geschichte verbunden mit Kuschelattacken, ein gutes Gespräch mit meiner besten Freundin. Ich finde auf eine gewisse Art und Weise, dass mein Leben wärmer geworden ist.
Die Jobgeschichte meiner Mutter hat die Sozialarbeiterin der Tagesklinik übernommen. Ich genieße es total, dass ich mich da nicht reinhängen muss. Seitdem meine Mutter in Behandlung ist hat sich unsere Beziehung verändert. Wir haben noch einen harten Weg vor uns aber ich bin froh nicht mehr die Verantwortung zu tragen. Sie war doch viel zu schwer für mich. Seitdem meine Mutter in Behandlung ist, bin nämlich auch ich mal dran. Und auch wenn ich es phasenweise als sehr egoistisch von mri finde, ja es ist so. Es gibt auch die Zeit für mich, ich habe das Recht mal dran zu sein und mir das zu gönnen was nötig ist. Momentan ist das oft einfach nur Ruhe. So wie heute.
Mein eigener neuer Job. Ich habe einen Chef, der anstrengend ist und mit dem sicher nicht jeder umgehen kann. Er ist sehr fordernd und halt eher so von der alten Schule. Er ist es gewohnt, dass er der Chef ist. Man weiß woran man bei ihm ist, weil er eine sehr direkte hat. Manch einer -auch viele meiner Kollegen- haben Schwierigkeiten damit. Ich selbst suche mir in diesem Gefühe meinen Platz genieße es aber eher endlich mal jemanden zu haben der klare Ansagen macht. Auf der anderen Seite will er keine Duckmäuschen als Mitarbeiter, will sagen er akzeptiert es auch, wenn man sagt: So geht das nicht. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass es anstrengend ist dort zu arbeiten aber auf eine wohltuende Art und Weise. Ich habe das Gefühl, eine Station gefunden zu haben wo ich noch viel lernen kann. Mein Chef hat mich angesprochen, ob ich nicht weiter machen möchte - sprich wieder zur Schule gehen... Er würde das fördern. Nun ich will - und er hat versprochen sich Gedanken zu machen. Meine Probezeit haben wir vorletzte Woche aufgehoben... Ich weiß nicht, wohin mich dieser Weg führ aber ich freue mich auf jeden einzelnen Schritt.
Training: Konstant 2 Einheiten in der Woche. Ich arbeite gerade daran die dritte zu etablieren. Das Training ist für mich nach wie vor beziehungsweise gerade mal wieder besonders emotional sehr antrengend. Wenn mein Körper ausgepowert und erschöpft ist, drängt sich gerne auch mal meine Seele durch. Aber ich denke, dass muss so sein. Denn manchmal und so kenne ich es von früher, bin ich nach dem Training irgendwie im reinen mit mir selbst. So zum Beispiel auch auf dem Foto.
Regina: Ein schöneres Kompliment, als das mein Lachen Mut gibt hättest Du nicht geben können. Das sind Momente in denen ich weiß, dass es sich gelohnt hat, sich hier noch etwas öffentlicher dar zu stellen. Es freut mich sehr, dass das Bild ein solch positiven Eindruck bei Dir hinterlassen hat.
Was macht das Schwimmbecken?
Ela-Schätzken: Hab vorhin auch schon bei Dir geschrieben, hast es ja auch nicht leicht zur Zeit... Über ein Foto würde ich mich übrigens total freuen. Ich hoffe, Du genießt den Sonntag heute mit Deinem Schatz. Paul Potts genieße ich übrigens auch total.
Sylvia: Schön, dass Du ab und an mal reinhuschst. Es freut mich, dass das Forum Dir hier in Deinen dunklen Stunden Halt gibt. Ich wünsch Dir ebenfalls Alles Gute und komm ruhig öfter mal vorbei...
Desi:
Wie geht es Dir? Hast Du mal was von Tanja gehört?
Andreas: Wir Karateka sind von natur aus eher friedfertig... Du musst also nicht aus meinen Thread verschwinden ;-) Ganz im Gegenteil, ich freu mich immer besonders, wenn Du hier schreibst. Wie ich Dir schon mal geschrieben habe, bedeutet es manchmal schon viel die Kraft zu finden überhaupt den Rechner anzumachen und hier zu schreiben... Und das was ich letzter Zeit von Dir lese ist oft zwar traurig aber ich bilde mir ein zwischen den Zeilen erkennen zu können, dass Du einige von den größeren Steinen aus dem Weg geräumt hast. Das freut mich sehr für Dich.
Vielen Dank auch für den Hinweis, dass ich mich um mich selbst kümmern muss. Manchmal vergess ich das aber ich finde heute mache ich das richtig gut und ich merke, dass es solche Tage öfter gehen muss.
Sei herzlich gegrüßt
P.S. Neugier: Seit Ihr in Eurem Sozialen Netz in Ch besser geschützt?
Engel: Danke für die PN! Dicken Knuddler nur für Dich!
So meine liebe
Annett, werde jetzt mal kurz bei Dir im Wohnzimmer Platz nehmen, einen Kaffee trinken und schauen was Die Schuhsuche so macht...
Einen schönen Sonntag noch
Eure
Sandra