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Alt 07.10.2008, 08:11
Briddel Briddel ist offline
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Standard AW: Pankreaskarzinom, Klinik in Niedersachsen gesucht!

Danke Rudi.

Nicole, meine Mutter ist 64 Jahre alt.
Was du so von dir beschreibst, erinnert mich so stark an die letzten Monate. Es ist furchtbar, einfach alles.
Die Diagnose reicht schon, einen umzuhauen. Aber, es ist die Mutter...

Ich war lange alleinerziehend, mein Sohn ist jetzt 13 Jahre alt und hat einen sehr engen Kontakt zur Oma, auch wenn wir 15 Autominuten voneinander wohnen. Ich habe mich sehr damit gerissen, wie es ihm damit geht, wenn die Oma so krank ist oder vielleicht bald sterben wird.

Allein zu lesen, dass ich das nun so deutlich geschrieben habe, kommt mir komisch vor.

Als die Diagnose kam, habe ich mich dagegen gewehrt, indem ich dachte, bester Arzt macht beste Heilung. Also guten Arzt oder Klinik suchen und alles wird gut. Das habe ich als meine Aufgabe angesehen. Und eben meinen Eltern eine Stütze und Unterstützung zu sein. Mit Haushalt und Arztgesprächen und allem was dazugehört. Mit Arbeit und Kind und eigenem Haushalt....

Man hat ja soviel um die Ohren, dass man wie im Rausch lebt und noch nichts wirklich an sich ranläßt. So habe ich es empfunden. Wenn einen die Gedanken dann anfallen, die man sonst verdrängt, dann gibt´s das große Heulen. Blöd nur, dass man das nicht steuern kann. Ich hab regelmäßig nach den Krankenhausbesuchen geweint. Sobald ich ins Auto gestiegen bin, da mußte ich ja nicht mehr stark sein und gut aussehen für den Besuch. Zu Hause wartet mein Sohn, das heißt rechtzeitig vorher aufhören, damit ich nicht so verheult aussehe. Ganz blöd nur, wenn mich jemand auf der Arbeit gefragt hat, was los ist und alle Schleusen brechen, wo ich grad was wichtiges tun muß.... Oh man, weinen nach Zeitplan, ist echt nicht immer einfach.

Als meine Mutter vor mir geweint hat, wurde es einfacher, da konnten wir wenigstens zusammen weinen. Und es einfach mal zulassen, das alles große Sch... ist. Und dadurch auch den nötigen Trotz, die Wut, die Energie, die daraus wächst. Und die Entschlossenheit gewinnen, zu kämpfen.

Zu deiner Frage mit den Metastasen:
Was du im CT siehst, hat eine gewisse Größe. Metastasen können auch mikroskopisch klein sein zu Anfang, dann sieht man eben nichts.
Mehr kann und will ich dazu nicht sagen, mehr weiß ich nicht und will ich nicht wissen.
Ich bin Krankenschwester und habe den Ärzten Löcher in die Bäuche gefragt. Irgendwann wird man verrückt dabei. Was nützt mir ein Fachsimpeln über Tumorgrößen, niemand weiß, was wird und wie lange es geht. Ist wohl ähnlich wie dein Gedanke, wir wissen alle nicht, wie lang wir noch da sind und das ist gut so.
Ich kann verstehen, dass viele Laien sich möglichst viel Wissen aneignen, um so gut wie es geht zu helfen, zu verstehen und zu unterstützen. Diesen Pfad habe ich verlassen, was für mich dringend nötig war. Auf die Pflege und das drumrum möchte ich mich konzentrieren, alles geht nicht und muß auch nicht sein.

Ups, soviel wollte ich gar nicht schreiben, dein Beitrag hat mich aber sehr berührt, da sprudelts halt, grins.
So, muß mich sputen, habe heute frei und möchte zu meiner Mutter, weil ich da mehr Zeit habe.
Gruß, Britta
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