Einzelnen Beitrag anzeigen
  #140  
Alt 15.10.2003, 09:13
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard mein papa ,ein tapferer mensch

Liebe Tina!
vielen Dank für deine lieben Worte! Ja, es ist gerade eine Sch...Zeit und gerade die Zeit um den ersten Todestag weckt wieder alles auf. Die letzten ein/zwei Monate ging es mir verhältnismäßig gut. Ich war gut beschäftigt und abgelenkt. Doch jetzt bekomme ich es wieder mit voller Kraft zu spüren. Letzte Woche habe ich nichts auf die Beine bekommen. Beim Arbeiten saß ich vor meinem Rechner, habe nur reingestart und versucht, meine Tränen zurück zu halten. Ich kam mir vor, wie letztes Jahr, als ich nach ein paar Wochen wieder zum Arbeiten zurückgekommen bin. Gekommen, ein paar Stunden abgesessen und dann wieder heim....Tag für Tag... Nur jetzt mit dem Unterschied, dass letztes Jahr noch jeder Verständnis hatte, aber jetzt ist es ja "schon" ein Jahr her, für alle anderen hier ist die Sache abgehackt und irgendwie habe ich das Gefühl, ich muss trotzdem volle Leistung bringen. Aber ich fühle mich restlos überfordert. Aber da werde ich wohl durchmüssen. Der Todestag naht und die Tage und Wochen genau vor einem Jahr sind so extrem präsent, es ist erschreckend. So lange schon ohne meinen geliebten Papa und doch alles noch so nah. Könnte schon wieder heulen, sitz aber beim Arbeiten und sollte mich zusammenreißen.
Das mit dem "Tagebuch" mache ich auch. Bei mir ist es nur so, dass immer wenn es mir verdammt schlecht geht und ich nachts vor lauter Gedanken nicht schlafen kann und es ist niemand da zum reden, dann nehme ich mein Büchlein und "rede" mit meinem Papa. Mir hilft es.
Nach dem mein Papa ein halbes Jahr tot war bin ich in die tiefste Kriese meines Lebens verfallen. Der erste Nebel hatte sich gelüftet und die Tatsache, dass er nicht mehr da ist und auch nie wieder kommen wird, rieß mich dermaßen runter, ich wußte nicht mehr ein noch aus... Habe dann auch als letzten Ausweg eine Therapie gemacht (wußte am Anfang auch nicht, ob so etwas hilft oder nicht). Mir hat es aber geholfen. Ich durfte endlich mal wieder ganz ungezwungen über alles reden (das ist ja ein großes Problem nach einer gewissen Zeit, irgendwie hat man das Gefühl, die anderen können und wollen es nicht mehr hören und man selber will auch nicht immer wieder damit anfangen). Von daher war es sehr gut. Ich konnte viele Gedanken frei rauslassen, bei denen ich nie sicher war, ist das normal, oder denke und fühle ich nur so. Es war einfach gut, von einer neutralen Person eine Bestätigung zu bekommen, dass das vollkommen normal ist, was ich in diesem Moment durchgemacht habe. Also, ich bin auch mit gemischten Gefühlen hingegangen, aber es hat geholfen. Ich kann es nur jedem empfehlen.
So, jetzt muss ich aber mal was tun.
Ganz liebe Grüße, Kira
Mit Zitat antworten