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Alt 16.11.2008, 18:06
Gittylein Gittylein ist offline
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Registriert seit: 27.03.2008
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Beiträge: 168
Standard AW: Hallo erstmal....

Hallo Susanne,

meine Mutti starb vor 5,5 Jahren an einem BSDK. Sie war damals zwar "schon"über 70 Jahre, trotzdem ändert das natürlich nichts an den Gefühlen und der Schrecklichkeit der Tatsachen.
Sie hat meinen 50. und den 80. meines Vaters nicht mehr erlebt, keine Urenkel, keine Enkel von meinen Kindern erlebt.

Aber es ist natürlich aus einer bestimmten Sicht viel schlimmer, wenn ein Mensch schon in sehr jungen oder jungen Jahren "gehen" muss.

Das Schlimmste ist natürlich, einen geliebten Menschen gehen zu lassen und vor allem leiden zu sehen. Man ist völlig hilflos.
Auch ich habe gemeint, bis ich keine Tränen mehr hatte. Irgendwann habe ich alles hingenommen.
Meine Mutti wollte zu Hause sterben. Wir haben ihr diesen Wunsch erfüllt und sie die letzten 5 Wo. zu Hause gehabt.
Da ich im Haus wohne und als Freiberuflerin jeden Tag zu Hause war, konnte ich mich um sie kümmern. Mein Vater hat sich abgeschottet, war völlig überfordert.
An den letzten drei Tagen kam meine Schwester, um mich zu unterstützen.

Ich kann dir nur raten, weine, wenn du weinen musst, sprich dich aus, wo auch immer.
Mir hat damals auch dieses Forum sehr geholfen!
Und genieße bewusst die letzte Zeit mit deiner Mama.
Vielleicht kannst du dir von der Arbeit frei nehmen, wenn es ihr noch schlechter geht, abzusehen ist, "es" passiert...
Rede mit ihr über alles, was du wissen möchtest, sage ihr alles, was du ihr noch gern sagen möchtest.

Auch ich habe anfangs gesagt: Ich will dich nicht gehen lassen, ich halte das nicht aus...
Als es jedoch soweit war habe ich gespürt und in meinem Wissen gekramt, dass es diese Worte vielen Menschen noch schwerer machen, diese Welt zu verlassen.
Meine Mutti hat gekämpft und woltle nicht gehen.
Sie war schon in einer Art wachkoma, und wir haben nicht geglaubt, dass sie noch etwas wahrnimmt oder uns sogar hören würde...
Und doch hat sie gehört.
Meine Schwester und ich haben neben ihr gesessen, mehrmals am Tag, ihre Hand gehalten, und ihr gesagt, wie sehr wir sie lieben, und dass wir sie nie vergessen werden.
Wir haben ihr gesagt, dass alles "seinen Gang" geht, auch mit dem Vater, dass sie gehen kann, wenn sie möchte.
Wir haben ihr erzählt, dass wir im Garten ein Rosenbäumchen für sie pflanzen, am gleichen Tag, an dem sie geht, zur Erinnerung.
Wir haben sie berührt, die Hand nicht mehr gehalten, ihr das immer wieder versichert.
Und erst dann konnte sie loslassen.
Es war eine Erlösung für sie.
Und auch wir konnten nicht mehr.

Du kannst mich gern per PN anschreiben, wenn du möchtest.

So schlimm wie alles ist, so schwer wie der Weg ist... lebe diese Zeit ganz bewusst mit deiner Mama, tu, was möglich ist, sei so oft es geht bei ihr, selbst wenn sie es scheinbar mal nicht mehr mitbekommen sollte.

Mir hat das sehr geholfen und ich bin froh darüber, dass ich es so gemacht habe, trotz meiner vorher wahnsinnigen Angst vor alle dem...

Falls es nicht ohne Beruhigungspillen geht, würde ich natürlich auch darüber nachdenken.

Alles Gute und viel Kraft!