[Tine70]

Ach liebe Gela,

ich kann mir lebhaft vorstellen, wie du dich in diesem ganzen Weihnachtsrummel fühlen musst, in einer Zeit, in der auf heile Welt um jeden Preis gemacht wird... Weißt du, wir kämpfen noch mit der Diagnose BSDK und hoffen noch, dennoch stehe ich vor diesen Schaufenstern und denke mir, dass wir das doch alles gar nicht brauchen und letztendlich alles nichts wert ist und nur die Menschen und das, was wir ihnen emotional geben, wichtig ist und zählt, nicht das, was wir kaufen, weil wir glauben, es gibt nichts Wichtigeres und Slogans wie "Ich kann diesen Winter nicht leben ohne...", dann die Aufführung all der In-Sachen, die wir angeblich brauchen, kotzt mich nur noch an....
Es tut mir in der Seele leid, wenn ich mir vorstelle, wie du dich da alleine durchkämpfen musst und ich hoffe so sehr, dass du einige wenige Menschen hast oder findest, die dich wirklich trösten können und auch Schweigen aushalten, wenn Worte sowieso nichts mehr sagen.
Ich denke, die wenigsten können mit einem Menschen umgehen, der so viel durchgemacht hat, so viel Leid erfahren hat und so viel gegeben hat, dass er kaum noch Kraft für sich selbst hat. Sie wissen es einfach nicht besser, woher, flüchten sich in Phrasen und hoffen, es kommt ein "Danke, gut" als Antwort. Wenn mich diese Krankehit eines gelehrt hat, dann das ich meine Prioritäten und Werte komplett überdenken musste. Schmerzhaft, dennoch lehrreich, auch wenn ich mich immer wieder nach dem großen "Warum?" frage- aber das sollten wir wohl nicht tun, weil es keine Antwort drauf gibt und nie gegeben hat. Das ist wohl auch wiederum eine Art Antwort...
Ich danke dir, dass du uns daran erinnerst, wie wichtig es ist, die Hoffnung und den Kampfgeist zu wahren, auch wenn du das Liebste gehen lassen musstest.Ich vergesse manchmal vor lauter Sorgen und Angst, dass wir doch noch Hoffnung haben dürfen und sogar müssen.
Ich wünsche dir von Herzen ganz viel Kraft und Trost und ein wenig Licht, dass dir den Weg aus dem tiefen Loch nach oben leuchtet.

Alles Liebe,
Martina