Thema: Stammtisch
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Alt 15.12.2008, 10:50
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Hallo Ihr alle um unseren Tisch herum

Ich weiß nicht wie es euch geht, aber oftmals nehme ich den Austausch hier durch meinen Tag, die Gedanken laufen kreuz und quer, Gefühle möchten formuliert werden.

Gaertner vermisst den Austausch mit Menschen, die Robert gekannt haben. Erinnerungen, die eigenen, sind sie richtig oder verfälschen sie im Laufe der Zeit.? Es fehlen die Erzählungen der anderen: Weißt du noch? Oder Berichte darüber, wie Robert auf sie gewirkt hat, denn zweifellos gibt es immer verschiedene Facetten eines Menschen. Ich verhalte mich auf der Arbeit anders als zuhause, rede mit meiner Freundin anders als mit meinen Töchtern u.s.w.

Aber auch das Erzählen können im Jetzt dem Menschen, der uns verlassen hat. Es geht mir nicht aus dem Kopf.

Claus größte Sorge galt uns, als er von seiner Erkrankung erfuhr. Wir werden ein Sozialfall meinte er damals (er konnte zum Glück nicht wissen, dass nicht einmal das möglich gewesen wäre, denn wir fielen durch jedes soziale Netz unserer Gesellschaft...)

Ich versuchte ihm immer Mut zu machen und meinte, ich bin ja noch da, es wird schon irgendwie gehen, werd du erst einmal gesund. Klar, Aushilfstipse auf 400 Euro Basis, wie sollte ich die Familie retten? Irgendwie ging es, unglaublich mit wie wenig man auskommt. Hauptsache der Liebste kann sich erholen.

Und heute? Der Weg war steinig nach dem Tag X. Von der Aushilfstipse wurde eine Teilzeitkraft mit einer Chefin, an die ich heute noch nicht ohne Aggressionen zurückdenken kann. "Sie können ja froh sein, dass sie für mich arbeiten dürfen, jetzt wo ihr Mann tot ist"...nein, vieles ist noch nicht verziehen. Vieles noch nicht vergessen.

Dann folgte die Kündigung, tiefe Verzweiflung in mir und doch auch irgendwie Erleichterung. War es endlich die Möglichkeit weg von DK, fehlte mir bis dato jedoch der Mut, selbst diese Entscheidung zu treffen.

Dann kam die Arbeit im Hospiz, erst als Vertretung, dann im neuen Jahr die Festanstellung halbtags. Und nun folgt für das neue Jahr eine Arbeitsaufstockung von Teilzeit zu Vollzeit. Ich bin glücklich auf meiner Arbeit. Wie gerne würde ich Claus davon erzählen, übersprudeln würde ich, nicht mal seine Flucht ins Bad könnte ihn vor mir retten

Ja, hätte ich damals schon den Job gehabt... Hätte er mehr Ruhe gehabt, mehr Kraft, um seine Krankheit zu besiegen? Und doch auch hier, wie hätte ich Vollzeit arbeiten sollen und gleichzeitig seinen Wunsch respektieren und erfüllen, nicht ins Krankenhaus zu müssen.

Und so schließt sich auch hier der Kreis. Es war alles richtig auf unserem Weg. Alles nach bestem Wissen und Gewissen. In Rahmen unserer Fähigkeiten und Möglichkeiten. Ich habe getan was ICH konnte, mehr ging nicht.

Und? Vielleicht weiß er es ja, vielleicht beobachtet er seine durchgeknallte Familie ja tatsächlich und freut sich für mich und darüber, dass es zumindest in Zukunft leichter sein wird, sein Haus und alles was unser gemeinsames Leben so wertvoll gemacht hat zu erhalten.

Jetzt war ich ein böses Mädchen, aber auch das darf ich hin und wieder...

Kommt gut durch die Woche und lasst euch nicht ärgern!

LG
Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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