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Alt 30.12.2008, 15:23
Thessa76 Thessa76 ist offline
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Standard AW: Unverständnis und Fragen....

Liebe Annika, liebe Diana

Ihr seid wirklich toll. Und wisst ja selber am besten, was so in den Köpfen vorgeht, wenn man sich diese und jene Gedanken macht.
Ich kann abschalten, am besten durch Distanz. Das merke ich schon jetzt und bin dementsprechend schon weniger eingeschränkt und nur noch krank (wobei die Influenza, wie ich eben in den Nachrichten gesehen habe, vor allem in NRW toben soll - Annika, mensch, das tut mir wahnsinnig leid für Deine Lieben, wenn fast die ganze Sippe flachliegt.

Sicherlich will ich das Beste, wie Ihr alle auch für meine Mama. Ich habe aber das Gefühl, sie nimmt den Krebs gar nicht richtig ernst. Zur Diagnose der Embolie musste ja ein CT gemacht werden, ich habe vorsichtig, vorsichtig gefragt, wie denn der Tumor aussieht, ob die Leber frei ist. Es folgte ein Gewitter deluxe und natürlich hat sie nicht gefragt. Warum auch, es ging ja schliesslich um die Embolie.
Ich habe zwischen den Feiertagen auch keinen Arzt sprechen können, daher muss ich mich jetzt auf das verlassen, was von ihr -stückchenweise- kommt.

Natürlich kann ich nicht in Ansätzen anmassen, wie ein Betroffener mit der Sache umgeht, aber ich möchte wirklich alles und jedes richtig machen. Und niemals sagen müssen, hätte ich.... wenn ihr das alles so schnurzpiepe ist, dann möchte wenigstens ich da sein und machen und tun.

Ihr bekloppter LG hat ja seine Frau an Krebs verloren, sie war 36 Jahre krebskrank und er weiss natürlich nur zu gut, was jetzt alles noch kommt. Er kennt die Krankheit. Am liebsten würde ich ihm einen über den Deetz bretzeln, wer weiss, vielleicht mach ich das auch eines Tages. Der Typ ist kontraproduktiv, sieht meine Mutter auch so, aber die Baustelle will sie jetzt nicht auch noch aufmachen.

Heute früh am Telefon sagte sie mir, die LK seien schon weniger (wers glaubt....) und auch sonst ginge es ihr gut. Zur Minute löst sie den ersten Teil meines Weihnachtsgeschenkes ein und liegt in einer Sylter Schlickpackung. Mal sehen, wie ihr das bekommt.

Die Wesensänderung ist immens, das sagen alle. Sie ist nicht mehr die, die sie noch vor wenigen Wochen war und ich weiss nicht, was seitdem passiert ist. Das, was es ganz schlimm macht für mich ist: das ermöglicht Distanz.

Und schon dreht sich mein Kopfkarussell weiter....

Jetzt lese ich mal quer und wünsche Euch einen wunderschönen Dienstag,

alles Liebe

Eure Thessa

.. und am liebsten würde ich wirklich mal mit Dir bei Rotwein quatschen, liebe Annika. Ich bin mir sicher, dass sich das in 2009 realisieren lässt.
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Meine Mutter, ED 03/08 Adenokarzinom nicht operabel; T4N3M0.
Chemokonzept: seit 03/08 Carboplatin/ Vinorelbine, Umstellung aufgrund von Versagen von Carboplatin auf Taxotere am 22.07.08. Letzte Chemo am 27.11.08 - nun watch and wait.
14.01.: Lunge fast tumorfrei, multiple Hirnmetastasen, 10 Ganzhirnbestrahlungen ab dem 22.01.
am 09.02.2009 in unseren Armen eingeschlafen
1946 - 2009
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