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				 AW: Unverständnis und Fragen.... 
 
			
			Hallo Ihr Lieben
 Bibi, das Ausdrucken der Bibel ist eine gute Idee. Das werde ich tun. Und ich werde mir einfach selber auf die Finger klopfen, wenn ich mich da wieder irgendwo verrenne. Es macht mich ohnehin noch trauriger und das kann ich nicht brauchen.
 Selbst der Chefarzt sagte, das KH in dem meine Mami liegt, macht keine Prognosen mehr, weil es nicht vorhersagbar ist. Es sei denn, es geht um eine Zeitspanne von wenigen Stunden. Warum reicht mir das denn nicht aus. Ist doch im Grunde aus erster Hand. Also Bibi, ich werde Dich beherzigen.
 
 Liebe Bettina
 
 Ich habe das Gefühl, dass Du verdammt oft Recht hast mit dem, was Du schreibst. Und Stammfettsucht hat mich insofern beruhigt, als dass Cortison sich nicht nur als Mondgesicht bemerkbar macht, sondern auch am Bauch.
 Das Mondgesicht kannte ich schon, den Bauch noch nicht. Ich habe meine Mutter gebeten, mal zu hüpfen, weil ich mir zusammenreimen würde, dass man Wasser so sehr schnell selber merkt. Will sie nicht. Aber wenn man locker auf den Bauch klopft, dann hört sich das an wie bei mir. Und da ist definitiv nur Fett und kein Wasser. Vielen Dank also dafür.
 
 Am Wochenende hatte ich mal wieder eine Erscheinung. Ähnlich wie bei meiner Hirnmeta-Vermutung vorletzte Woche. Ich bin mit Mama die Krankenhausflure rauf und runter, trug das tragbare o2-Gerät und sehe, wie sie kämpft und keucht und nach Luft schnappt. Alles mit offenem Mund.
 Dann gucke ich nochmal und plötzlich kommts: sie hat eine Nasenbrille. Demzufolge nimmt sie den o2 durch die Nase auf. Wenn sie aber nur durch den Mund atmet, dann ist das vollkommen redundant und bringt gar nichts.
 Also hab ich gesagt: Mama, atme doch mal durch die Nase. Dann atmest Du ja auch was von dem o2 ein, der da rauskommt.
 Der wirklich schlimme Husten, den sie hatte, ist so plötzlich auch viel weniger. Sie meinte, der sei so kitzelig. Ja, wenn ich durch den Mund atme, dann filtere ich natürlich viel weniger als bei der Nasenatmung.
 
 Na ja, seitdem gefällt sie mir also wirklich viel, viel besser. Hoffentlich hält das an. Am Mittwoch hat sie dann nochmal CT-Termin und Anpassung für die Ganzkopfbestrahlung, am DOnnerstag geht es los.
 
 Als ich mit dem Arzt gesprochen habe, war das ein gutes, wenn aber auch ernstes Gespräch.
 Was ich nicht verstehe: überall lese ich, dass bei Auftreten von Hirnmetas ein anderes Level/ Stadium/ Schweregrad der Erkrankung erreicht ist.
 Nun sagte die Strahlenärztin aber auch, dass man die sehr gut behandeln kann.
 Weiss jemand, warum das so ist? Weil Krebszellen im Zentralen Nervensystem sind? Oder warum?
 
 Heute nachmittag ist meine Welt aus mir vollkommen unerklärlichen Gründen etwas heller. Die letzten Tage waren meine persönliche Hölle. Auch, wenn es mir zu Hause besser ging, weil ich was tun konnte.
 Gestern abend dachte ich noch, mensch, ich darf mir überhaupt kein Lächeln erlauben. Was natürlich Quatsch ist.
 Das würde meine Mama definitiv nicht wollen. Was schlimm ist für mich, sind die Abende, Nächte. Die Zeit vorm Einschlafen. Da rennen mir dann die Tränen in die AUgen und ich finde keine Ruhe. Und nachts, wenn ich einfach so aufwache. Krank vor Sorge.
 Darum noch viel mehr: weil mich das früher oder später heute sicher wieder ereilen wird, geniesse ich jetzt mein kleines bisschen Licht.
 
 Ich grüsse Euch herzlich,
 
 Eure Thessa
 
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				Meine Mutter, ED 03/08 Adenokarzinom nicht operabel; T4N3M0.  
Chemokonzept: seit 03/08 Carboplatin/ Vinorelbine, Umstellung aufgrund von Versagen von Carboplatin auf Taxotere am 22.07.08. Letzte Chemo am 27.11.08 - nun watch and wait.  
14.01.: Lunge fast tumorfrei, multiple Hirnmetastasen, 10 Ganzhirnbestrahlungen ab dem 22.01.     am 09.02.2009 in unseren Armen eingeschlafen   
1946 - 2009
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