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Alt 14.11.2003, 17:28
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Standard Geschichten die das Leben schrieb

Der Reissverschluss

Im Kino saß mit vollem Magen
der gute Onkel Valentin.
Er spürte leichtes Unbehagen
der Gänsebraten drückte ihn.

Im Dunkeln öffnete er ganz leise
den kurzen Hosenreißverschluss,
da er auf irgend eine Weise
sich schließlich Luft verschaffen muss.

Erleichtert lehnte er sich sachte
in seinen Polsterstuhl zurück.
Als er an gar nichts Böses dachte,
geschah ein arges Missgeschick.

Die Dame neben ihm erklärte,
sie müsse raus, weil´s dringend wäre.
Der Onkel als er dieses hörte,
stand auf und sagte "Bitte sehr".

Der Durchgang schien ein wenig enge,
Madam war breit und brauchte Platz.
Der Onkel dachte im Gedränge
erschrocken an den offnen Latz.

Schnell schloss er seine Hosentüre,
wobei ihm aber ganz entging,
das sich Madam mit der Bordüre
des Kleides im Verschluss verfing.

Schwupp, hing sie fest! Der Onkel zerrte,
vergeblich am Verschluss herum,
weil man die Sicht nach vorn versperrte,
empörte sich das Publikum.

Die Dame bat in höchsten Nöten:
"Mein Herr, so lassen Sie doch los."
Der Onkel flüsterte betreten:
"Ja gerne, aber wie denn bloß ?"

Von hinten kam erbostes Pfeifen,
drum gab´s nur eine Möglichkeit,
man musste rasch die Flucht ergreifen,
doch eng umschlungen und zu zweit.

Das war ein schweres Unterfangen,
quer durch das Kino, Bauch an Bauch,
zur nächsten Türe zu gelangen,
und peinlich war´s natürlich auch.

Wie beide auseinander kamen
bleibt ungeklärt, doch dies steht fest,
der Onkel musste mit auf Damen,
das gib ihm dann den letzten Rest.

Seit Wochen sitzt er nun zu Hause,
er möchte keinen Menschen seh´n,
Sein Schneidermeister, Wilhelm Krause,
muß Knöpfe an die Hose näh´n.
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