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Alt 22.02.2009, 20:48
Kirsten67 Kirsten67 ist offline
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Standard AW: Zwischen Hoffen und Bangen, mein Papa hat BSDK

Hallo Ihr Lieben,

nun bin ich wieder zurück vom Papa-Besuch, der diesmal auch ganz viel Mama-Besuch war.

Tine, Queeny, auch wenn Euer "Hallo" kurz ist, weiß ich es so zu schätzen, einen Gruß von Euch, wo ihr beide so schwer zu tragen habt, und die Wucht und Kraft des Trauertieres, der Trauerwelle spürt.


Liebe Ylva, danke für Deinen Gruß. In die Traumfabrik kann ich im Moment nicht. Meine Träume liegen weit weg im Nebel, mir fehlt im Moment die Leichtigkeit für die Traumfabrik. Danke fürs Vermissen.

Papa geht es nicht gut. Er leidet unter der Traurigkeit, Angst und Mutlosigkeit.
Ich hab immer gedacht, er ist schon so dünn, aber er ist in den letzten Tagen noch weniger geworden.
Jeder Rippe ist zu spüren, jede Form der Wirbelsäule.
Diese schmalen dünnen Finger, die sonst immer so kräftig zugepackt haben.
Ich sehe Papa, wie er im Garten arbeitet, mit Spaten und Harke, mit dieser Feude und Kraft. Heute sieht Papa in den Garten und weint bitterlich.
Ein Häufchen Elend, dieser Begriff hat eine neue furchtbare Bedeutung bekommen.

Er hat keinen Appetit, neben 150er Pflastern nimmt er 3-4 Sevredol am Tag.
Dies nächste Pflastererhöhung steht damit bestimmt an. Morgen hoffen wir auf einen Sondertermin beim Onko.
Wegen der Schmerzen, der Trauer, der Übelkeit. Er verträgt die Chemo nicht.
Dronabinol wirkt bislang auch noch nicht. Er isst fast nichts. Wenigstens aber die zwei Fläschchen Fresubin nimmt er.

Viele Stunden habe ich Papa im Arm gehalten, wo er geschlafen oder geruht hat.
So konnte Mama mal ihren Kram machen.
Und Papa hat mich immer wieder angeschaut. Nähe ohne Worte.
Verdammt, es tut so weh, dieser arme liebe Papa.
Der Papa, der mir mit seiner Stärke immer zur Seite stand.
Warum dieses Leiden?

Für Mama war ich auch da. Wir haben über Alltägliches geredet, Kleiderkatalog geschaut und mit einander geredet.
Mama weiß, dass sie Papa verlieren wird. Wie hält sie das bloss aus????
Ich weiß von Euch hier, was es bedeutet und heißt.
Meine arme liebe Mama!!!!

Wir haben übers Loslassen geredet, übers Zusammenhalten, darüber dass mein Mann und ich immer für sie da sein werden.
Dass sie niemals von uns allein gelassen wird, dass wir alle schwierigen Zeiten gemeinsam durchstehen werde.
Und dass wir gemeinsam die Hoffnung bewahren wollen, dass es doch noch mal besser geht mit Papa. Um seinetwillen und für uns.
Wir haben uns festgehalten, zusammen geweint und versprochen, ab jetzt offen miteinander umzugehen.
Habe Ihr erzählt von meinen Telefonaten mit den Ärzten und dem Hospiz.
Darüber, dass mein Firmen-Laptop jetzt auch bei ihnen funktioniert, dass ich immer eine Tasche mit Wächse dabei habe, jederzeit kommen kann, auch wenn sie oder Papa einfach nur wollen, dass ich da bin.

Aber ich will doch fest daran glauben, dass Papa noch ganz viel Zeit hat.
Er wird sich nochmal bekrabbeln, es wird ihm nochmal besser gehen.
Ganz bestimmt.
Warum kann ich im Moment nicht wirklich daran glauben, warum ist die Hoffnung so brüchig?

Mehr kann ich im Moment nicht schreiben. Vielleicht noch die Zeilen von Herbert Grönemeyer, schon alt, anderer Zusammenhang, aber so passend:

Ich fühl mich leer und verbraucht
Alles tut weh....

Kirsten.
__________________
Mein Papa: Diagnose BSDK mit Lebermetastasen Ende Mai 2008
Den schweren Kampf verloren am 05.04.2009


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