Liebe Kirsten,
ich sitze gedanklich bestimmt manchmal neben dir (und stehe manchmal auch ein bisschen neben mir...), weil ich mich wiedersehe in dem, was du beschreibst
und nur noch zu gut weiß, wie ich mich gefühlt habe.
Habe ich das Meiste, was ich sonst angepackt habe, auf die Reihe bekommen, konnte vieles regeln und auf den Weg schicken, so bin ich an dieser Krankheit ganz knallhart gescheitert. Egal, was ich getan habe, konnte nichts ausrichten.
Deswegen denke ich noch ganz oft, wenn wir dies tun, wenn wir das versuchen- aber es wird nichts mehr helfen und das macht mir diese hilflose Unwiderbringlichkeit ganz furchtbar bewusst und ich fühle mich ja...als Versager, weil ich nicht helfen konnte.Meiner Mama kann ich auch nicht wirklich helfen und so knabbere ich daran ganz gewaltig, auch wenn ich eigentlich weiß, dass es Blödsinn ist.
Meine Mama hadert auch mit dem Gedanken, gerade so wie Conny es beschreibt, sie sei sich sicher gewesen, ihn am Leben halten zu können, mit ihm die Krankheit besiegen zu können...Natürlich wissen wir alle, dass das nicht gehr und es gibt tausend logische, medizinische Gründe dafür, doch die sind im Kopf, aber erreichen manchmal eben nicht die Seele und das Herz.
Mein Stiefvater hat mir immer (und dann uns) ganz, ganz viel geholfen und wenn ich gesagt habe, ich will ihm etwas dafür geben, sie zum Essen einladen, so hat er lachend gemeint, ich solle es auf die große Rechnung schreiben.
Die konnte ich nicht mehr begleichen, das Einzige, was mich aber andererseits wieder etwas tröstet, ist die Tatsache, dass ich es nicht versäumt habe, da zu sein, auch wenn ich faktisch nichts ausrichten konnte, außer ein paar Besorgungen und "Fahrdiensten". Ich war da, weil ich wollte,nicht, weil ich musste und ich bin froh, dass wir ihn wenigstens so unterstützen konnten.
Du siehst, auch hier sehr ambivalente Gefühle, teilweise wieder besseres Wissen.
Was soll ich sagen? Natürlich hoffe ich, dass es doch nochmal aufwärts geht, ich will nichts schön reden, dazu bin ich zu sehr Realist, aber ich würde so gerne lesen, dass es deinem Papa doch wieder besser geht.
Ich wünsche euch auf jeden Fall schöne Momente, gute Gespräche und ganz viel Kraft.
Wir sind bei dir und quetschen uns manchmal gedanklich auch mit auf deine Couch!!!!
Alles Liebe,
Martina