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Alt 03.03.2009, 15:08
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Brustkrebs meiner Frau und die meine Ängste

Hallo Dirk,

die Phase, die ihr jetzt durchmacht (Diagnostik), ist die schlimmste überhaupt, haben dir ja einige Frauen hier schon gesagt. Meine Frau war Anfang 2007 zum Gyn wegen Brustschmerzen. Sonographie verdächtig, deswegen sofort in die Klinik zur Biopsie. Nach der Biopsie sofort Ablatio (Amputation) einer Brust, Tumor aber zum Glück langsam wachsend und hormonzrezeptiv. Wächter-Lymphknoten OK. Bei ihr reichte die Antihormontherapie, keine Chemo. Die Wechseljahre waren mit 50 eh' im Anmarsch, deswegen war AHT kein Schrecknis.

Bei meine Schwägerin wurde im April 2007 (nur 3 Monate nach ihrer Schwester) BK diagnostiziert. Knoten in der Brust, sofort Klinik, Biopsie, brusterhaltende OP, danach Chemo, danach 5 Jahre AHT. Meiner Schwägerin geht es z.Z. gut, AHT ist von den Nebenwirkungen viel weniger schlimm als die Chemo, die sie durch hat. Meiner Frau ging es nach einem Jahr auch wieder gut, sie hat wieder gearbeitet, und bis Mitte 2008 war sie beschwerdefrei und alle Nachsorgeuntersuchungen ohne Befund - scheinbar "geheilt". Im Herbst wurden dann die Metastasen entdeckt, und am 3.01.09 ist sie am Krebs gestorben :-(

Wie auch immer die Krankheit ausgeht. Was ganz schlimm ist, ist die erste Phase. Vom Knoten in der Brust bis zum Anfang der Therapie. Unglauben, Schock, Nicht-wahrhaben-wollen, Verzweiflung, und immer wieder die Frage "warum?". Das legt sich mit der Zeit. Im Moment seid ihr einfach nur geschockt, und die Ereignisse überrollen euch. Danach kommt eine Zeit, wo ihr etwas zur Ruhe kommt und euch auch ohne Zeitdruck kundig machen könnt.

Wenn die Behandlung mal anläuft, ist auch das Gefühl besser. Weil dann etwas "Handfestes" passiert gegen den Krebs, statt nur hilflos vor dem nächsten Befund zu zittern. Irgendwann wird, so banal sich das anhören mag, der Krebs und seine Behandlung einfach "Alltag". Nicht immer ein schöner, aber auch nicht immer ein beschissener.

Klar, es ist schlimm, und der Krebs wird euer Leben grundlegend verändern. Aber nicht nur zum Negativen. Angesichts einer möglicherweise tödlichen Erkrankung verschieben sich viele Maßstäbe. Über das, was im Leben wichtig ist und was nicht. Worüber man sich tagtäglich freuen kann, obwohl - oder gerade weil - man ganz unmittelbar spürt, dass das Leben endlich ist. Ihr werdet sehen: die jetzigen Gedanken der Verzweiflung, an ein evtl. Sterben, die wie-lange-noch-Frage usw... das alles wird im Alltag in den Hintergrund treten, und ihr werdet zusammen das Beste daraus machen. Und euch auf das konzentrieren, was euer Leben lebenswert macht.

Dem Tipp von Sonnenwind zum "Überlebensbuch Brustkrebs" kann ich mich nur anschließen. War hier das erste und wichtigste Buch zu dem Thema, in dem auch diese "Phasen" gut beschrieben sind.

Viele Grüße,
Stefan
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